Die Freiheitsbestrebungen in England und Griechenland. 149
heit untergraben. Noch erlebte er, daß durch das Londoner Protocoll vom
6.Juli 1827 dieFreiheit Griechenlands — für welche er schon als Jüng- 1827
lmg geschwärmt hatte — begründet wurde. Sein Wahlspruch, den er noch
sterbend (8. Aug.) dem Könige an das Herz legte, war: „Die bürgerliche
und religiöse Freiheit der ganzen Welt!' Auch seine hoch-toryistifchen
Nachfolger Wellington und Peel erkannten, daß die Zeit zu gleicher Berech-
tiqung der Religionsparteien gekommen sei. Nachdem die Testacte aufgehoben
war (S. 84), wurde endlich — als O'Connell mit der „Repeal", d. t. Los¬
sagung Irlands, drohte — dieEmancipation der Katholiken ausgesprochen
(1829), so sehr die leidenschaftlichen Tories dagegen geeifert hatten. 1829
2. Die Türkei und Griechenland.
Die Schwäche der Türkei ermuthigte die Griechen, unter denen sich bei
zunehmendem Handel (auf Hydra, Pfara :c.) ein Geheimbund für die Befreiung
(die Hetäria«, um 1800) gebildet hatte, der seit 1814 ff. junge Griechen
nach Paris und auf deutsche Universitäten sandte :c Im März 1821 nef 1321
Fürst Alexander Ypsilanti bei Gelegenheit eines Aufstandes m der Moldau *
die Griechen zur Freiheit auf, während ein durch die Hetäria hervorgerufener
Aufstand in Konstantinopel um dieselbe Zeit fehlschlug. Ypsilanti fand weder
bei Alexander I. Unterstützung, noch die gehoffte Begeisterung bei seinen Lands-
leuteu, obwohl sich die Jnselgriechen und die Mainotten erhoben. Bei Drage-
schan (kleine Walachei) wurde 18. Juni die um Ypsilanti versammelte „heilige is. Juni
Schaar» der jungen Griechen gesprengt, er selbst mußte fliehen und wurde von
den Oesterreichern in Mnnkacz gefangen gehalten (f in Wien 1828). (Sin
„Nationalcongreß" verkündete zwar schon am 1. Januar 1822 die „Unat)- 1822
häugigkeit des hellenischen Volkes', aber es herrschten viele Zwistigkeiten ^u.
(Widerspänstigkeit der Kriegshäuptlinge, Klephthen). In Deutschland und
der Schweiz regte sich indeß alsbald eine edle Begeisterung für die Befreiung
der Griechen; es bildeten sich Vereine zu Geldunterstützungen und freiwillige
Corps von Streitern für dieselben; später weihete sich auch Lord Byron der
griechischen Sache, der aber bald in Missoluughi starb (f 1824). Die Regie¬
rungen bestimmte Metternich in Verona (1822), den „Insurgenten» keinen
Beistand zu gewähren. . ^ ,
Seit 1825 erhielten die Zwistigkeiten der Griechen unter einander durch 1825 ff.
Verbindungen mit dem Auslande eine neue Bedeutung. Darüber fiel das seit
April 1825 dauernd belagerte MissolUNghi (an der Westküste Livadiens) end-
tick (als Ibrahim, Sohn des Pascha von Aegypten, dabei zu Hülfe kam) nach
der heldenmüthigsten Gegenwehr in die Hände der Türken (April 1826). Aber 1826
diese Belagerung hatte eine so große Theilnahme in Europa geweckt, daß auch
die Fürsten nicht gleichgültig bleiben konnten, und „das Grab von Missolnnghi
wurde die Wiege der griechischen Freiheit«. König Ludwig von Baiern
gewährte, zuerst unter den legitimen Fürsten, der Sache der Griechen, deren
Kunst seine Begeisterung schon früh geweckt hatte, freigebige Unterstützung. —