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„Du bist selbst die Ursache deines Falles," sprach er. Heinrich blieb
Zwar der beiden Herzogtümer verlustig und mußte auf drei Jahre
Deutschland verlassen,' doch behielt er seine Stammlande Braunschweig
Und Lüneburg.
6. Der deutsche Osten. Diesen Streit zwischen dem Kaiser
und Heinrich dem Löwen können wir nur tief beklagen; denn wenn
auch Heinrich in seinem Trotz gegen den Kaiser gefehlt hatte, so hatte
er mit seiner Hbneigung gegen den Krieg in Italien recht. Während
der Kaiser dort ohne dauernden Nutzen für sein deutsches Volk kämpfte,
hatte Heinrich diesem ein Stück des deutschen Ostens wiedergewonnen,
der in der Völkerwanderung an die Slawen verloren gegangen war
(s. Nr. 4, 3). Heinrich eroberte etwa das heutige Mecklenburg und
Pommern und besiedelte es mit deutschen Bauern aus dem westen,
besonders aus Westfalen. Diese legten Dörfer an, der Herzog aber
beugte die Slawen, brach ihre Burgen, erbaute selbst Festen und sicherte
den Landfrieden, so daß man das vorher wilde und unsichere Land
ruhig durchziehen konnte. Heinrich hat sich so ein bleibendes Verdienst
Um das deutsche Volk erworben. Diese Rückeroberung altgermanischen
Landes wurde später vom Deutschen Ritterorden fortgesetzt. Zur 3eit
Heinrichs des Löwen nahm ferner Albrecht der Bär den wenden die
tttark Brandenburg ab (s. Nr. 28,2). Es war eine gewaltige Seit, von
der es im Volke hieß:
Heinrich der Löwe, Albrecht der Bar
Und Friedrich mit dem roten Haar,
Das waren drei mächtige Herren,
Die konnten die Welt umkehren.
7. Das Pfingstfest zu Mainz. Der Kaiser aber war nach
Heinrichs Sturz mächtiger als zuvor. Die hoheit seiner Stellung zeigte
sich besonders an dem Reichsfeste zu Mainz (1 l84), wo er seine beiden
ältesten Söhne zu Rittern schlug und wo die Fürsten und das Volk ihm
jubelnd Huldigungen darbrachten. Aus allen Teilen der christlichen
Nell waren zu dieser Feier, dem Pfingstfeste, Fürsten und Ritter,
Bischöfe, Äbte und Priester geströmt, aus Frankreich, (England, Italien
Und selbst aus Spanien. Und da die Stabt Mainz die mehr als vierzig»
tausend zählende Fremdenschar nicht unterbringen konnte, so wurden
auf einer Ebene am Rhein prächtige Wohnungen für die Fürsten und
protze Seite für die übrigen Gaste aufgebaut. Ruch Künstler und
Dichter waren aus fernen Landen herbeigeeilt, um das Kaiserfest zu
verherrlichen. Der Kaiser bewirtete alle Teilnehmer auf seine Kosten