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stieg, das ihn über das Adriatische Meer tragen sollte. Dem Steuermann bangte
vor den hochgehenden Wellen, er wollte umlenken; aber Cäsar rief ihm mutig
zu: „Nur vorwärts, Fährmann! Du führst Cäsar und sein Glück.“ Er erreichte
das andre Ufer und besiegte bald darauf seinen Gegner in einer großen Schlacht
(bei Pharsalus 48). Der geschlagene Pompejus flüchtete sich nach Agypten,
wo er Sicherheit zu finden hoffte; aber der König ließ ihn sogleich bei seiner
Ankunft durch Meuchelmörder umbringen. Er dachte, sich damit die Gunst des
mächtigen Siegers zu erwerben. Doch Cäsar, der bald darauf landete, weinte
Tränen der Rührung über das traurige Ende des Pompejus, und weit ent—
fernt, die Mordiat zu belohnen, entsehte er den verräterischen König der Re—
gierung. Dann folglen neue Kämpfe, neue Siege. Ein König in Asien hatte
sich erhoben; Cäsar zog ihm entgegen und schlug ihn so leicht und rasch, daß
er darüber nach Rom nur die Worte schrieb: „Ich kam, ich sah, ich siegte.“
Die Anhänger des Pompejus stellten starke Heere in Afrika und Spanien auf,
es kam zu blutigen Schlachten; aber aus allen ging Cäsar als Sieger hervor.
Nun kehrte er nach Rom zurück und feierte nach so ruhmreichen Taten
glanzvolle Triumphe. Seine Soldaten erhielten aus der unermeßlichen Beute,
die er in den vielen Kriegen gemacht hatte, reiche Belohnungen; jedem einzelnen
schenkte er dreitausend Mark. Unter das Volk ließ er Geld, Korn, N aus—
leilen und zu dessen Belustigung Kampfspiele zu Wasser und zu Lande auf—
führen. Einmal fochten 1200 Menschen gegen 40 Elephanten, und zum Schlusse
der Festlichkeit bewirlete er das Volk an 22000 Tischen aufs köstlichste. — Das
ganze römische Reich war ihm jetzt untertan; mit der vollen Macht eines
Königs herrschte er über dasselbe. Und er regierte klug und milde und traf
viele gute und nützliche Einrichtungen. Aber es gab doch manche Bürger, die
es nicht dulden mochten, daß einer über sie Herr sei. Sie kamen insgeheim
zusammen und schwuren Cäsar den Tod. An ihrer Spitze stand Brutus
ein Mann, dem Cäsar die größten Wohltaten erwiesen hatte. Er glaubte, sich
um das Vaterland verdient zu machen, wenn er es von dem neuen Herrscher
befreite. Mitten in einer Senatsversammlung stürzten die Mörder mit Dolchen
über Cäsar her. Einige Augenblicke verteidigte er sich herzhaft; als er aber,
schon ganz mit Blut bedeckt, auch den Brutus, seinen Freund, auf sich eindringen
sah, rief er schmerzlich aus: „Auch du, mein Sohn?“ — hüllte sich in seinen
Mantel und sank, aus vielen Wunden blutend, tot nieder.
Das war das Ende des großen Cäsar. Aber seine Mörder erreichten
nicht, was sie erstrebten. Das römische Volk war so verdorben, daß es sich
nicht mehr selber regieren konnte; es bedurfte eines Herrschers. Und alsbald
tralen wieder ehrgeizige Männer hervor, die eifrig nach solcher Herrschaft
trachteten. Unter ihnen war auch der junge Octavianus, der Schwesterenkel
Cäsars, den dieser zu seinem Erben eingesetzt hatte. Durch große Schlauheit
und Freigebigkeit wußte er, sich die Gunst des Volkes zu erwerben und dadurch
allmählich eine Macht zu gewinnen, welche ihn seinen Nebenbuhlern überlegen
machte. Auch jetzt kam es wieder zu heftigen Kämpfen, zu blutigem Bürger—
kriege, und viele Jahre hindurch herrschte die größe Unordnung und Verwirrung
im Staate. Endlich errang Octavianus den entscheidenden Sieg und stand nun
da als Alleinherrscher des ganzen römischen Reiches (30 vor Christus bis 14 nach
Christus). Hinfort führte er den Namen Augustus, d. h. der Erhabene; auch
nannte er sich nach seinem Großoheim Cäsar, woher unser Wort Kaiser kommt,
ein Titel, der noch jetzt die höchsten Herrscher bezeichnet. So wurde Rom ein
Kaiserreich. Nach I. C. Andrä. (Erz. a. d. Weltgeschichte.)