52
Erste Periode. Von 1492 bis 1648.
vertheidigte), starb, folgten schwache Sultane. Nur einige kräftige Großveziere
traten im 17. Jahrhundert hervor.
14. Rußland kam erst allmählich dem übrigen Europa nahe. Es war
jedoch durch das Christenthum der europäischen Civilisatiou zugewandt und
die hier herrschende griechische Kirche wurde der nationalen Ent¬
Wickelung um so förderlicher, seitdem mit der Eroberung Constantmopels durch
die Türken das Ansehen des dortigen Patriarchen sank und (freilich erst 1589)
ein Patriarchat zu Moskau entstand.
1534 bis Iwan IV. (1534 bis 1584), durch seines Vaters Verfügung Zar von
1584 ganz Rußland, legte bereits durch Einführung der Strelzi (Strelitzen,
12,000 Mann Schützen mit Schießgewehr) den Grund zu einem stehenden
Heere. Mit ihrer Hülfe erweiterte er das Reich, hauptsächlich im Osten,
wo er in den seit 1552 eroberten Chanaten von Kasan und Astrachan
den Islam durch das Christenthum zu verdrängen suchte. 1577 drang ein
versprengter Kosakenhaufe in Sibirien ein und stellte seine dortigen Er-
oberungen unter russische Herrschaft. Im Westen gewann Iwan IV. trotz
längeren Kämpfen mit Polen und Schweden nur Narwa; trat aber seitdem
von der Ostsee aus mit Deutschland in Verkehr und begründete, so roh er
auch sonst war, mit Hülfe von Deutschen manche Verbesserungen im Staats-,
Kriegs- und Gewerbwesen, während am weißen Meere (vgl. S. 10) Archangel
entstand (1584). Mit Fedor I., der die Erwerbungen des Vaters mühsam
1598 zusammenhielt, erlosch der Manns stamm Rnrik's, 1598. Sein
kräftiger, aber ruchloser Schwager, Boriß Godunow, wurde von den
Großen als Nachfolger anerkannt, obgleich er sich den Weg zum Throne durch
eine Reihe von Verbrechen, insbesondere durch die Ermordung von Fedor's
Bruder Dmitrij gebahnt hatte. Als nach dem Auftreten mehrerer Pseudo-
Dmitrij's in dem Mönche Otrepiew der ächte zu erstehen schien, nahm
1605 der Zar im Schrecken darüber Gift, 1605. Jener falsche Demetrius erhielt
sich ein Jahr lang auf dem Throne; dann folgte eine Zeit der Anarchie,
während deren Polen und Schweden sich auf Kosten Rußlands ver-
größerten. Gustav Adolfs Bruder, Karl Philipp, konnte indeß die ihm
von einer Partei zugetheilte Krone nicht behaupten; die russische Nation ver-
einigte sich gegen die Fremden und erhob mit dem 18 Jahre alten Michael
Feodorowitsch (Sohn des Patriarchen) einen Seitenzweig der Rurik's, das
1613 Hans Romanow auf den Thron (1613), welches dem Reiche eine Reihe
trefflicher Regenten lieferte. (Michael's Enkel war Peter der Große.)
Die übrigen Erdtheile
waren für Europa beim Ablaufe dieser Periode immer nur noch wenig er-
schlössen, doch waren bedeutungsvolle Anfänge zum allgemeinen Weltverkehr
gemacht.