Der Peloponnesische Krieg.
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Einen größeren Stil nahm die Kriegführung erst 425 an, als die 425.
Athener sich an dem messenischen Hafen Pylos, dem heutigen Navarino,
festgesetzt hatten und Kleon ein spartanisches Heer auf der gegenüberliegenden
Insel Sphakteria zur Übergabe zwang. Anch die Insel Kythera besetzten
die Athener. Sparta war in mißlicher Lage, ermannte sich aber, als die
Thebaner über die Athener in Böotien gesiegt hatten. Ein aus Heloten
und Söldnern gebildetes spartanisches Heer marschierte nach der Chalkidike
und brachte mehrere Städte, auch das wichtige Amphipolis, zum Abfall
von Athen. Bei dieser Stadt kam es 422 zu einer Schlacht, die für die 422.
Athener unglücklich ausfiel und Kleon das Leben kostete. Nun führte die
Erschöpfung beider Staaten zum Frieden, den der Athener Nikias, das
Haupt der aristokratischen, friedlich gesinnten Partei, 421 vermittelte, und 421.
der den früheren Besitzstand wiederherstellte. Von langer Dauer konnte
ein solcher Friede nicht sein.
3. Der Kriegszug gegen Syrakus, 415—413. Alkibiades, ein Ver¬
wandter uud Zögling des Perikles, begabt, aber selbstsüchtig und leicht-
fertig, übernahm die Rolle des Kleon und wurde durch feine Rede-
fertigfeit ein Liebling des Volkes. Als Gesandte aus der sizilischen Stadl
Segesta um Hilfe gegen das mächtige dorische Syrakus baten, ließ sich das
Volk von ihm zn einem Kriegszuge gegen Syrakus überreden, um seine 415.
Herrschaft auch über das westliche Meer auszudehnen. Weder die Schwing-
feit des Unternehmens noch die drohende Gefahr im Mutterlande hielt es
von dem Abenteuer zurück. Es trat die Zersplitterung der Kräfte ein, vor
der Perikles immer gewarnt hatte. Drei Feldherren erhielten den Ober-
befehl: Alkibiades, der bedächtige Nikias und der unbedeutendere Lamachos.
Während eine Flotte von 130 Trieren ausgerüstet wurde, erhob sich gegen
Alkibiades der Verdacht, den Hermenfrevel verübt zu haben, und seine
Gegner klagten ihn fälschlicherweise, die Religion als politisches Stnrz-
mittel benutzend, der Verspottung der eleusischen Mysterien an. Aber
erst nach seiner Ankunft in Sizilien erhielt er den Befehl, zur Veraut-
wortung in Athen vor Gericht zn erscheinen. Statt zu gehorchen, ging
er nach Sparta, gewann die Gunst der Bewohner und bewog sie, eine
Flotte nach Syrakns gegen die Athener zu schicken. Die vereinigten Syra-
kusaner nnd Spartaner vernichteten nun die athenische Flotte und zwangen
das Landheer zur Ergebung. Lamachos war im Kampfe gefallen, Nikias 413.
erlitt den Tod durch Henkershand, und die Soldaten wurden in den von
der Sonne durchglühten Steinbrüchen bei Syrakus gefangengehalten, wo
die meisten umkamen; nur wenige sahen die Heimat wieder.
4. Der Dekeleische Krieg, 413 — 404. Auf den Rat des Alkibiades 413.
eröffneten die Spartaner durch Besetzung des Städtchens Dekelea in Attika
von neuem den Krieg, um von dort aus Athen fortwährend zu beunruhigen,
uud bemühten sich zugleich um die Hilfe des Griecheufeiudes, indem sie