Full text: Von der Zeit Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen (Teil 2)

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Die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt. 
seinen Gütern Musterschulen errichtete, und dessen „Kinderfreund" lange 
eine der beliebtesten Jugendschriften blieb. Den nachhaltigsten Einfluß 
auf Erziehung und Unterricht gewann der Schweizer Pädagoge Pestalozzi. 
Seine dem jugendlichen Geiste angemessene Unterrichtsweise fand allgemeine 
Anerkennung, seine Volksbücher „Lienhard und Gertrud" und „Wie Gertrud 
ihre Kinder lehrt" verbreiteten sich über alle Kulturländer. 
6. Das Ordenswesen. Das Zeitalter der Aufklärung war dem Jesuiten- 
orden nicht günstig. Zuerst nahm der portugiesische Minister Pombal den 
Kampf gegen die mächtige „Gesellschaft Jesu" auf und bewirkte ihre Ver- 
treibung aus dem Lande, Frankreich, Spanien und einige italienische Staaten 
folgten dem Beispiel, und 1773 hob der Papst, dem Drängen der bour- 
bonischen Höfe nachgebend, den Orden auf. Allein Friedrich der Große und 
Katharina II. duldeten seinen Fortbestand in ihren Staaten. Zur Bekämpfung 
der Jesuiten bildete sich der Orden der Jlluminaten, der schnell zu statt- 
licher Mitgliederzahl heranwuchs, auch Fürsten zu den Seinigen zählte, aber 
nur wenige Jahrzehnte bestanden hat. Mit ihm kam der heute überall ver- 
breitete Orden der Freimaurer in die Höhe, dessen Anfänge wahrscheinlich 
in einer Londoner Vereinigung aus dem Anfang des Jahrhunderts zu suchen 
sind. Er steckte sich das Ziel, am Wohl der Menschheit nicht auf religiöser 
Grundlage, sondern nach den Grundsätzen edler Menschlichkeit zu arbeiten. 
§ 134. Rückblick. 
Nach dem Westfälischen Frieden standen nicht mehr kirchliche, sondern 
staatliche Fragen im Vordergrunde. Unter den Mächten war Spanien 
von seiner Höhe schnell herabgesunken, auch Holland und Schweden 
vermochten die Großmachtstellung, die sie mit Hilfe auswärtiger Besitzungen 
eine Zeitlang einnahmen, nicht zu behaupten, weil sie den Kräften des Landes 
nicht entsprach. Frankreich konnte sich bis in das 18. Jahrhundert hinein 
als leitende Macht in Europa betrachten, sank dann aber durch inneren 
Zerfall; England gewann durch Besiegung seiner Nebenbuhler völlig die 
Herrschaft zur See; Österreich vergrößerte seinen Umfang durch nichtdeutsche 
Länder im Westen, Süden und Osten, büßte aber das deutsche Schlesien 
ein. Als neue Großmächte traten Preußen und Rußland auf den Plan. 
Die mittelalterliche Lehnsverfassung war übergegangen in die fürst- 
liche Unumschränktheit; nur in den germanischen Staaten Holland, 
England und den nordamerikanischen Kolonien hielten sich freiere Ver- 
fassnngen. Vielfach verleitete der Besitz der unbeschränkten Gewalt zum 
Mißbrauch, in der Verwaltung zur Willkür, in der Lebensweise zur Sitten- 
losigkeit und nach außen zu Erbfolge- und Eroberungskriegen. Deutlich 
aber zeigt die Geschichte auch seine Verdienste. Der alleinherrschende Fürst 
konnte die Sonderbestrebungen der Stände zurückdrängen, die Geldmittel 
zn großen Zwecken zusammenfassen, dem wirtschaftlichen Leben feste Richtungen 
anweisen nnd so dem Staate ein einheitlicheres Gepräge geben. Nament-
	        
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