Die beiden letzten fränkischen Kaiser.
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4. Heinrich IY. und seine Söhne. Durch Unglück geläutert, aber
nicht entmutigt, kämpfte der Kaiser in Deutschland erfolgreich gegen den
uach Rudolfs Tod gewählten Gegenkönig Hermann von Salm, der mehr
noch als jener ein Werkzeug seiner Wähler war. Auch mit den Nach¬
folgern Gregors VII. vermochte er sich nicht auf friedlichen Fuß zu stellen.
Sogar sein ältester Sohn Konrad, der zur päpstlichen Richtung gehörte,
suchte ihm die Krone zu entreißen. Es gelang jedoch dem Kaiser, die ein-
flußreichsten Fürsten auf seine Seite zu ziehen; Konrad ward auf dem
Reichstage zu Cölu 1098 des Thrones für verlustig erklärt und starb
bald darauf machtlos in Italien. Als endlich Ruhe herrschte, suchte der
Kaiser, die Bestimmungen seines Vaters gegen das Fehdewesen aufnehmend,
einen allgemeinen Landfrieden durchzuführen. Dadurch verfeindete er sich
mit dem Adel aufs neue, der in den Bürgerkriegen sich gewohnt hatte, auf
hohem Rosse mit goldnen Sporen zu prunken und hochmütig auf die ge-
plagten Städter und Bauern herabzusehen. Des Kaisers zweiter Sohn,
Heinrich, ließ sich gleichfalls verleiten, gegen den Vater aufzutreten, nahm
ihn hinterlistig gefangen und zwang ihn in Ingelheim zur Abdankung. Der
alte Kaiser entkam zu dem befreundeten Bischof von Lüttich, wo erstarb. Da er 1106.
im Kirchenbann war, fand feine Leiche in einer ungeweihten Kapelle an der
Maas für kurze Zeit eine Stätte, ward dann nach Speyer übergeführt, aber
im Kaiserdom erst nach fünf Jahren bestattet, als der Bann aufgehoben war.
5. Heinrich V., 1106—1125, früher ein Anhänger der päpstlichen Rich¬
tung, drehte nach seiner Thronbesteigung den Spieß um und kehrte sich so
wenig wie sein Bater an dasJnvestiturverbot. JnSntri kam Uli zwischen dem
Papst und Heinrich zunächst ein Vertrag zustande, kraft dessen die Kirche auf
alle Gebiete und Hoheitsrechte, die sie seit Karl dem Großen erhalten hatte,
verzichtete, während der Kaiser die Investitur ausgab. Als aber die deutschen
Bischöfe in Rom dagegen lauten Widerspruch erhoben, kam der Kaiser auf
seine alten Ansprüche zurück, nahm den Papst samt den Kardinälen gefangen
und erzwang die Anerkennung feines Jnveftiturrechtes und die Krönung in
der Peterskirche. Kaum aber hatte er Italien den Rücken gewandt, so
widerrief der Papst, durch eine Synode genötigt, die mit ihm getroffenen
Abmachungen. In Deutschland erzeugte die Willkür, mit der Heinrich über
Lehen verfügte, einen Aufstand der sächsischen und rheinischen Fürsten, in
dem besonders Graf Lothar von Supplinburg, der Herzog von Sachsen
und Erbe der Billunger, hervortrat. Nach mehrjährigem Bürgerkriege, bei
dem es sich vor allem um die Vererbung der Lehen auch in weiblicher
Linie handelte, kam es zu einein allgemeinen Reichsfrieden, in dem die
Fürsten sich verpflichteten, auch den Frieden zwischen Kaiser und Papst
zu vermitteln. Das geschah 1122 auf der Synode in Worms. Das Er¬
gebnis der Verhandlungen mit dem päpstlichen Gesandten ward nieder-
gelegt in dem Wormser Konkordat, das den Juvestiturstreit beendete.
Hart mann, Geschichte II. g