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Dem Büebli erlahmten die Kräfte; er war so oft mit dem Boden in 
Berührung gekommen, daß er wie ein lebendig gewordenes Häuflein Bchnee 
durch die weiße Einsamkeit glitt. Er fror entsetzlich, und da er vor 
Müdigkeit kaum noch seine Bchneeschuhe zu regieren vermochte, fing er 
in seiner Bngst laut an zu beten. 
Glühend rot versank die Bonne hinter der Feldbergspitze; die Kälte 
nahm zu, und eine unbeschreibliche Behnsucht nach Buhe erfaßte das 
erschöpfte Kind. Uber drüben auf dem Feldbergerhof stieg der Bauch 
kerzengerade zum Himmel auf. 
Gewiß, dort ging's jetzt hoch her, dort war jetzt alles in froher, 
freudiger Erregung; in wenigen Btunden brannte der Lhristbaum. 
vor dem Feldbergerhof hatte ein großes Bchneeschuhtreiben statt¬ 
gefunden; jetzt saßen die Gäste beim späten Mittagsmahl, während die 
Wirtin, die Brme voll großer und kleiner Päckchen, im Bescherungszimmer 
aus und ein ging. Sic war eben wieder auf den Gang getreten, da 
pochte es an der Haustür; Fräulein Fanny öffnete, und eine kleine Gestalt 
taumelte über die Bchwelle. 
„Was kommt uns denn da für ein Bchneemännle?" rief die Wirtin 
aus, denn kein Mensch vermochte das Büebli unter seiner weißen Kruste 
zu erkennen. 
Unfähig einen Laut von sich zu geben, stand der Kleine da, die 
Bchneeschuhe fest an sich gepreßt. 
„Jetzt laß einmal vor allen Dingen deine Flügel los !" meinte Fräulein 
Fanny, indem sie nach den Bchneeschuhen des Büebli griff. 
Da kam Leben in den kleinen Mann: „Bchöne Flügel," stieß er unter 
Tränen hervor, „Luder sind's!" 
Lin großes Gelächter erschallte: „'s Büebli — Herrgott, 's Büebli!" 
Durch das ganze Haus ging's: „'s Büebli ist übers herzogenhorn 
komme — ganz allein —" 
Und die Meidli machten sich mit Bürsten und Besen über den kleinen 
Bchneemann her. Dann trug man ihn in ein kaltes Zimmer, wo er die 
halberfrorenen Ghren und Hände tüchtig mit Bchnee abgerieben bekam. 
Fräulein Fanny löffelte ihm eine warme Buppe ein. 
„Was hast auch gedacht, Büebli, den böse Weg so ganz allein —" 
„hab' halt zum Feldberger Ehristkindle wolle," lallte er, „gelt, Bhr 
wecke mich, wenn's kommt." 
Er hörte nichts mehr; wohlig kam die Buhe über ihn und die Wärme 
mit einem Gefühl unaussprechlichen Behagens. Wohl sah er immer noch 
die weiten, weißen, unabsehbaren Flächen vor sich, aber sie erweckten 
kein Bngstgefühl mehr in ihm, denn er sah noch etwas anderes, den 
Baum voll glänzender Lichter, nach dem er sich so heiß gesehnt; der
	        
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