Full text: Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart (H. 4)

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Umgestaltung als Vorbereitungsanstalten für die akademischen Studien. 
Eine königliche Kabinettsorder des Jahres 1825 regelte die Schulpflicht 
für die Volksschulen einheitlich für die ganze Monarchie; neugegründete 
Seminare dienten der Heranbildung von Lehrern. 
Die öffentliche Gesundheitspflege, die Überwachung der gesundheits- 
polizeilichen Vorschriften, wurde ebenfalls durch königliche Verordnung vom 
Jahre 1817 eingeführt. Jeder Regierungsbezirk erhielt einen erprobten 
Arzt als Regierungs- und Medizinalrat, jeder Kreis einen Kreisarzt. 
Für die Oberleitung der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- 
angelegenheiten des Staates wurde 1817 ein besonderes Ministerium 
eingerichtet, das kurzweg Kultusministerium genannt wird. Bis da- 
hin unterstanden diese Angelegenheiten dem Minister des Innern. 
Die Reformen Steins und Hardenbergs kamen auch den neuen 
Provinzen zugute. Vou großer Bedeutung war eine Verordnung, daß 
die Allmenden, d. i. die der Gemeinde gehörenden Wiesen und Äcker, 
verkauft oder unter die Bürger verteilt werden durften. Dadurch war die 
Möglichkeit gegeben, mehr Kleinbauern selbständig zu machen. Freilich 
verkauften viele arme Leute ihren Anteil am Gemeindeland an Spekn- 
lauten. Um die Hebung der Landwirtschaft hat Albrecht Thaer (1752 
bis 1828) sich verdient gemacht. Ursprünglich Arzt in seiner Heimat 
Celle, widmete er sich später der Landwirtschaft, besonders der Schafzucht, 
schrieb eine Land Wirtschaftslehre und gründete die ersten landwirt- 
schaftlichen Schulen in Celle und bei seinem Gute Möglin im Oderbruch. 
Er machte die Landwirte darauf aufmerksam, daß die Felder nicht in 
jedem Jahre mit derselben Frucht zu besäen seien, sondern daß ein Wechsel 
stattfinden müsse. Seine Anregungen fanden günstige Aufnahme, und die 
größeren Erträge der Felder stärkten seinen Einfluß. Er wurde als Vor- 
tragender Rat ins preußische Ministerium des Innern berufen und zum 
Generalintendanten der königlichen Schäfereien ernannt. Wie bedeutungs¬ 
voll feine Wirksamkeit für die deutsche Landwirtschaft war, geht daraus 
hervor, daß ihm in Leipzig, Berlin und Celle Denkmäler errichtet wurde». 
Größere Umgestaltungen erfuhren die Industrie und das Ver¬ 
kehrswesen. 
Der Wegebau war bis zur französischen Zeit in Deutschland sehr 
vernachlässigt worden. Die französische Regierung hat den Bau von 
Landstraßen eifrig betrieben; die preußische Regierung setzte das begonnene 
Werk fort und erweiterte es mit großen Kosten. Der Schiffahrtsverkehr 
hob sich, als vom Jahre 1818 ab ein regelmäßiger Dampferverkehr 
auf den deutschen Flüssen eingeführt wurde. Zunächst geschah dies mit 
englischen Dampfschiffen; dem Engländer James Watt, der im 18. Jahr¬ 
hundert lebte, gebührt das Verdienst, die Dampfmaschine so vervoll- 
kommnet zu haben, daß sie für Industrie, Schiffahrt und Eisenbahn mit 
Vorteil verwandt werden konnte.
	        
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