§ 49. Die Zeit der ersten Hohenstaufen.
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stellt wurden. Kleinere Burgen bestanden oft nur aus dem Turme und
den umgebenden Befestigungswerken. Die Einrichtung der Burgen,
selbst der fürstlichen, war eine nach unfern Begriffen dürftige. (Fig. 80.)
Glasfenster und Öfen waren noch wenig bekannt.
5. Das Leben in der Burg verlief für gewöhnlich einförmig,
namentlich im Winter. Die Herrin des Hauses war mit der Besorgung
des Haushalts, der Überwachung der zahlreichen Dienerschaft, mit Schnei-
dern und ©tiefen, der Ritter mit Waffenübungen, mit der Bewirtschaf-
tung und Instandhaltung seines Besitzes beschäftigt. Eine geschätzte
Unterhaltung war der Besuch eines fahrenden Ritters oder eines Wall-
fahrers, der neue Mär brachte. Bei einer Festlichkeit in schöner Jahres-
zeit aber ging's hoch her. Nach Frühmesse und Imbiß veranstaltet ein
Teil der Gäste ein kleines Turnier; andere reiten mit den Damen auf
die Falkenbeize. Gegen Abend wird zur Hauptmahlzeit geblasen. Auf
die weißgedeckte bekränzte Tafel werden in zinnernen und silbernen
Schüsseln die stark gewürzten Speisen aufgetragen; Löffel und Messer
werden gebraucht, aber keine Gabeln, und Würzwein wird aus Bechern
getrunken. Sänger und Gaukler dürfen nicht fehlen. Nachher vergnügt
sich das junge Volk mit Tanzen, wobei eigentliche Tänze und Reigen
unterschieden wurden.
Die Kleidung der ritterlichen Gesellschaft zeigt Fig. 85.
6. Die geistlichen Ritterorden. Nach dem ersten Kreuzzuge wurde
in Jerusalem von Italienern der Johanniterorden und von Fran-
zosen der Orden der Tempelherren*) gestiftet, denen sich später (§ 49,
2, d) der Deutsche Orden anreihte. Ihre Aufgaben waren die Be-
kämpfung der Ungläubigen, die Pflege der Kranken und die Besorgung
des Gottesdienstes. Die Mitglieder wurden daher in Ritter, dienende
Brüder und Priester eingeteilt. An der Spitze jedes Ordens stand ein
Hochmeister.
Die Deutschen Ritter trugen als Ordenskleid einen weißen Mantel mit
schwarzem Kreuze.
§ 49. Die Zeit der ersten Hohenstaufen.
V Konrad III., 1138—1152. a) Hohenstaufen und Welfen.
Nach dem Tode Lothars von Sachsen (1125—1138), den die Fürsten
als Gegner der fränkischen Kaiser und der mit ihnen verwandten und ver-
bündeten Hohenstaufen gewählt hatten, wurde nicht Lothars Schwieger-
söhn Heinrich der Stolze aus dem Geschlechte der Welsen, Herzog
*) Ihr Ordenshaus stand an der Stelle des ehemaligen SalomonischenTempels.
Christensen, Kleines Lehrbuch der Geschichte. II. B. 2. Aufl. 3