Full text: Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart (H. 3)

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es vermöge seiner ruhmvollen Geschichte, seiner entwickelten Heeresorganisation 
unter den deutschen Staaten zum Heile aller einnehmen muß." 
(Wilhelm I., An Mein Volk.) 
56) Während eines „ganz unglaublich langweiligen Vortrages eines hoch- 
geschätzten Kollegen" schrieb er an seine Schwester: „Ich habe nie gezweifelt, daß 
sie alle mit Wasser kochen, aber eine solche nüchterne, einfältige Wassersuppe, auf 
der auch nicht ein einziges Fettauge zu spüren ist, überrascht mich. Schickt den 
Schulzen 3E. oder Herrn von $. aus dem Chausseehause her; wenn sie gewaschen 
und gekämmt sind, so will ich in der Diplomatie Staat mit ihnen machen." 
57) „Das Vertrauen ist allgemein .... Jeder so todesmutig, ruhig, folgsam, 
gesittet, mit leerem Magen, nassen Kleidern, nassem Lager, wenig Schlaf, ab- 
fallenden Stiefelsohlen, freundlich gegen alle, kein Plündern und Sengen, be- 
zahlen, was sie können, und essen verschimmeltes Brot. Es muß doch ein tiefer 
Grund von Gottesfurcht im gemeinen Mann bei uns sitzen, sonst könnte das alles 
nicht sein." 
(Aus einem Briefe Bismarcks an seine Gemahlin.) 
58) Telegramm des Königs an seine Gemahlin: „Welches Glück, dieser neue 
große Sieg durch Fritz I Preise nur Gott für seine Gnade! Gewann einige 30 
Geschütze, 2 Adler, 6 Mitrailleusen, 4000 Gefangene. 
Mac Mahon war verstärkt aus der Hauptarmee. Es soll Viktoria geschossen 
werden. 
Wilhelm." 
59) Napoleon an Wilhelm: 
Monsieur mon frere! 
N'ayant pas pu mourir au milieu de mes troupes, il ne me reste qu'ä 
remettre mon epee aux mains de Votre Majeste. 
Je suis de Votre Majeste le bon frere 
Sedan, le 1er septembre 1870. Napoleon. 
60) Anfang und Schluß der Proklamation: „An das deutsche Volk." 
Wir Wilhelm, 
von Gottes Gnaden König von Preußen, 
nachdem die deutschen Fürsten und freien Städte den einmütigen Ruf au Uns ge- 
richtet haben, mit Herstellung des Deutschen Reiches die seit mehr denn 60 Jahren 
ruhende deutsche Kaiserwürde zu erneuern und zu übernehmen, und nachdem in 
der Verfassung des Deutschen Bundes die entsprechenden Bestimmungen vorgesehen 
sind, bekunden hiermit, daß wir es als eine Pflicht gegen das gemeinsame Vater- 
land betrachtet haben, diesem Rufe der verbündeten deutschen Fürsten und Städte 
Folge zu leisten und die deutsche Kaiserwürde anzunehmen. 
Uns aber und Unseren Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott 
verleihen, allzeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein nicht an kriegerischen Er- 
oberuugeu, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens, auf dem Gebiete 
nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung. 
Gegeben Hauptquartier Versailles, den 18. Januar 1871. Wilhelm. 
61) Bismarck im Reichstage, Febr. 1888: „ Wenn ich sage, wir 
müssen dauernd bestrebt sein, allen Eventualitäten gewachsen zu sein, so erhebe ich
	        
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