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Deutschland. 
Häusern hin. Die vielen hier gehegten Hirsche und Nehe, die um 
des jagdliebenden Herzogs willen gehalten werden, und dem Land/ 
mann allerdings manchen Schaden thun mögen, laufen zahm am 
Wege hin. Die Stadt selbst ist ungemein freundlich und lieblich, 
nur etwas todt. Sie hat nur etwa 10,000 Einwohner, und könn¬ 
te nach ihrer Größe wohl noch einmal so viel haben. Besonders 
schön ist die lange, breite, schnurgerade und großartig gebaute 
Cavalicrstraße. Das Schloß ist ein altes, zum Theil noch 
aus dem l4ten Jahrhundert herrührendes, aber schön eingerichte- 
tes Gebäude, und davor, wie um die Stadt herum, gar freund¬ 
liche Anlagen. Die Mulde fließt bei der Stadt vorbei, und geht 
1 Stunde davon in die Elbe. Dessau hat eine wohleingerichtete 
öffentliche Töchterschule, und außerdem eine sehr verdiente Pri¬ 
vaterziehungsanstalt für Mädchen. — In der Nähe der Stadt 
sind mehrere Lustschlösser mit Gärten, der schönste Lustgarten aber 
ist bei 
Wörlitz, einige Stunden von der Stadt entfernt, nicht 
weit von der Elbe. Der verstorbene Herzog hat während seiner 
langen Regierung großen Fleiß und vieles Geld auf Liesen gro- 
ßen und schönen Garten gewendet, der wohl einer der vorzüglich¬ 
sten in ganz Deutschland ist. Man kann einen ganzen Tag darin 
herum gehen oder zu Wasser fahren, und immer noch etwas Neues 
finden. Da er von Canälen durchflossen wird, so ist die Einrich- 
tung gemacht, daß man auf Gondeln den ganzen Garten durch¬ 
fährt, und nur bei den vorzüglichsten Stellen aussteigt. — Fah¬ 
ren wir über die Elbe, da, wo einst eine Brücke war, an wel¬ 
cher im ZOjährigcn Kriege Wallenstein den berühmten ManSfeld 
schlug *), so gelangen wir nach einigen Stunden nach 
Zerbst, einer kleinen, aber recht belebten Stadt, wo eine 
treffliche öffentliche Töchterschule ist, die auch von Auswärtigen viel 
besucht wird. Auch ist das zerbster Bier berühmt. 
2. Das Herzogthum Anhalr-Bcrnburg. 
Der eine Theil liegt neben Dessau an der Saale, der 
andere ist eben jener anhältsche Theil am Harze. In jenem 
liegt die Hauptstadt 
Bern bürg an der Saale, in einer hügeligen Gegend, ein 
sehr todter Ort. Vor der Stadt, auf dem andern Saalufer, 
liegt auf einem Berge das Schloß, ein altes, unansehnliches Ge¬ 
bäude, welches von der herzoglichen Familie aber selten bewohnt 
wird, da sie ihre Residenz am Harze hat, nämlich in 
Ballenstädt, einem kleinen, niedlichen Städtchen am 
*) S. meine Geschichte der Deutschen für Töchtersch., Th. 2., S. 195.