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alle Regeln geschrieben, oft auch mit den größten Un¬
gereimtheiten angefüllt sind, so kann man sich doch
nicht enthalten ihre unerschöpfliche Einbildungskraft,
und die Erhabenheit ihres Ausdrucks zu bewundern.
Ralderone und Lope de Dega sind die Helden der
spanischen Bühne; der letztre hat 200 gedruckte und
zweymal so viel Schauspiele in Handschrift hinterlas-
sen. Einige ihrer Schauspiele sind Autos sakra¬
mentales f und Laos — ein Mischmasch unsinni¬
ger Einfalle und anstößiger Possen, welche viele Aehn-
lichkeit mit den Fastnachtsspielen unsrer Vorfahren
haben. Zur Probe mögen die Personen eines Stücks
von Kalderone dienen, welches den sonderbaren Ti¬
tel hat: Gort um einer Staatsursache willen.
TVitz. Die Taufe.
Gedanke. Die Beichte.
Die heidnische 2Teli- Die Ehe.
gion. Das Priesterthum.
Die Synagoge. Das natürliche Gesetz.
Der Atheismus. Das geschriebene Gesetz.
Der heilige Paulus. Das Gesetz der Gn<rde.
In manchen dieser geistlichen Poflenspiele flguri-
ren, Engel, Teufel, heidnische Gottheiten, die hei¬
lige Jungfrau, ja der Erlöser selbst in anständiger
Verbindung mit einander auf dem Theater. Unter
der Regierung des jetzigen Königs ist die Aufführung
der Autos und ^aos ausdrücklich verboten; dies ist
aber auch die einzige Reinigung, welche die spanische
Bühne erfahren hat. Werke der Kunst, sowohl Ge¬
mälde als Bildsäulen, findet man im ganzen Reiche,
und eS sind nicht wenige von spanischen Künstlern
darunter, die man zu den größten Meisterstücken zah¬
len kann, wiechenn noch vor der sogenannten Wieder¬
herstellung der Künste die Maler Andreas be Segu¬
ra und Amonio del T^inron/ die Bildhauer Alom
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