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L. Passarge, Der norwegische Hest. 
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wilden und unbändigen Katarakten, sondern sind mäßig tief einge¬ 
schnittene und anmutig geschlängelte Naturkanäle, die, fast immer 
bis an den Rand gefüllt, sich durch die Fluren und Wiesen dahin¬ 
ziehen. Im Sommer trocknen sie nicht so völlig aus wie die Berg¬ 
flüsse Italiens, und im Winter und Frühjahr sind sie nicht so über¬ 
mäßig angeschwollen, so gefährlich und zerstörungsfähig wie die 
großen Ströme anderer Länder Europas. Sie sind demnach sehr 
gut schiffbar; überdies kommt das Meer den Flüssen entgegen, dringt 
überall mit tiefen, hafenartigen Buchten ins Land hinein und nimmt 
dort in der Spitze die Binnengewässer und die Schiffe gemächlich 
in sich auf. Es gibt kein zweites Land in Europa, das von der 
Meeresflut so von allen Seiten her fast bis in sein Herz hinein 
durchspült und erfrischt würde wie Großbritannien. Der außer¬ 
ordentlichen Leichtigkeit, mit der man auf diesen günstigen Wasser¬ 
straßen die Erzeugnisse des Landes fortschaffen kann, verdankt es 
den Vorteil, riesige Massen von Waren zu niedrigen Preisen nicht 
allein für den inneren Verbrauch verschicken, sondern auch nach 
fast allen Seestädten Europas ausführen zu können. 
In der Natur aller seiner Erzeugnisse waltet die Nützlichkeit 
und Brauchbarkeit vor. Es besitzt eine große Fülle von Eisen, 
Blei, Kupfer und anderen dem Gewerbfleiße vorzugsweise dienen¬ 
den Mineralien. Der Zinnreichtum ist ihm eigentümlich, und 
durch ihn wurde es einst durch die Phönizier zuerst mit der zivili¬ 
sierten Welt in Verbindung gebracht. Steinkohlen nennt es seine 
„schwarzen Diamanten“. Die europäischen Wiesenkräuter und Ge¬ 
treidearten gedeihen vortrefflich. Während es von jeher wenig Wild 
besitzt, ist es durch die Vortrefflichkeit seiner Rinder, Pferde und 
Schafe ausgezeichnet und erzeugt in neuerer Zeit diese der Kultur 
dienenden Tiere in größter Vollkommenheit und Mannigfaltigkeit. 
86. (87.) Der norwegische Hest. 
Nach L. Passarge, Drei Sommer in Norwegen. 
Nur ein Wesen ist noch klüger als der norwegische SkMsgut 
(Postjunge); das ist der Hest Auch ein der Landessprache un¬ 
kundiger Reisender wird dieses Wort verstehen, da er es täglich 
ein paar dutzendmal zu hören bekommt. Denn auf dem Pferde be¬ 
ruht sein Weiterkommen in den spärlich bewohnten, von Eisen¬ 
bahnen nicht durchschnittenen Teilen Norwegens.