Full text: Griechisch-römische Altertumskunde

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§ 55. Die Marschordnung. 
Das Heer auf dem Zuge (Heereszug) heißt agmen (acies, 
eigentlich — Schärfe, Schneide, ist das Heer in Schlachtordnung- exer- 
citus bedeutet das eingeübte, reguläre Heer). Der gewöhnliche Tage- 
marsch, iustum iter, betrug etwa 20 milia passuum = 30 km (mille 
passus — 1 römische Meile = 1V2 km). Beim magnum iter (pleno 
gradu), Eilmarsch, und beim maximum iter, Sturmmarsch, 
war die zurückgelegte Strecke größer. Der Marsch war für den rö- 
mischen Soldaten sehr anstrengend; denn außer seinen Waffen trug er 
an einer Stange oder einem Schanzpfahle, vallus, auf der linken 
Schulter sein Gepäck, sarcinae: (Betreibe eibaria, Kochgeschirr 
und Schanzwerkzeuge, vasa. Ein solcher kriegsmarschmäßig bepackter 
Soldat hieß miles impeditus,*) und wenn er vor der Schlacht das 
Gepäck abgelegt hatte, miles expeditus. Das schwere Gepäck des 
ganzen Heeres, impedimenta (Zelte, Kriegsmaschinen usw.) wurde vom 
Train, calones, auf Lasttieren und Wagen dem Heere nachgeführt. 
Bezüglich der Marschordnung unterscheidet Polybius (VI, 40) 
1. eine Marschordnung auf der Reise und 2. eine solche in der Nähe 
des Feindes. 
ad.l.Beim Reisemarsch kam a) der Vortrab (primum agmen). 
Er bestand aus den extraordinarii der Bundesgenossen und dem 
rechten Flügel der socii; das Gepäck war in der Mitte; zumeist 
eröffneten Reiter den Bortrab. Auf den Vortrab folgten b) die 
Legionen. Das Gepäck folgte entweder am Schlüsse der Legionen, 
oder jeder Manipel führte es für sich mit. Die Reiterei schloß 
entweder die Legion oder sie begleitete die Legion auf beiden 
Seiten. Den Heereszug schloß c) der Nachtrab (novissimum 
agmen). Er bestand zunächst aus der Bagage des Nachtrabes; 
dann kam der linke Flügel der socii und des öfteren ganz am 
Schlüsse (agmen cogere) folgten noch einige Reiter. 
ad 2. In der Nähe des Feindes formierte sich das Heer in Schlacht¬ 
ordnung (acies instrueta), in der die 3 Treffen der hastati, 
prineipes und triarii in gleicher Höhe nebeneinander zogen 
(agmen munitum). Die Reiterei war wohl auf beide Flanken 
verteilt, ebenso die velites, die aber auch wohl zusammen auf 
einem Flügel standen. Auf dem rechten Flügel Hielten zumeist 
die extraordinarii. Das in gerader Front gerichtete und die 
Form eines Rechtecks bildende Heer hieß ebenso wie das auf 
dem Vormarsche verschobene, aber wieder ausgerichtete Heer: 
agmen quadratum.2) 
1) Das Gesamtgewicht, das der römische Soldat (einschl. seiner Waffen) zu 
tragen hatte, betrug ca. 30 kg. Die Gesamtbelastung ist also fast dieselbe rote 
bei der deutschen Infanterie, für die sie 29,668 kg ausmacht. Allerdmgs tritt 
hier noch für die mit Schanzzeug (Spaten ober Beil oder Beilpicke) versehenen 
Mannschaften das Gewicht dieses Gerätes hinzu. - Auch die Marschleistung des 
römischen Heeres war ungefähr dieselbe wie bei uns. 
2) Näh. ii. d. Gefechtsentwickelung s. b. Steinwender „Die Marschordnung 
des röm. Heeres zur Zeit der Manipularstellung". Danzig 1907.
	        
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