Full text: Griechisch-römische Altertumskunde

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sammlungsplatz des Heeres, forum (bei Tacitus annai I, 61 u. 67 
— principia) mit der Rednerbühne, tribunal oder suggestus. Vor 
dem praetorium lag die ara. Von den Truppen lagen in der reten- 
tura die cohors praetoria und die oberen Offiziere, also das ganze 
Hauptquartier, und ausgewählte Leute (electi) der Hilfsvölker. 
In der praetentura lagen die Legionen und die Bundesgenossen, 
von einander getrennt durch die via sagularis. Ursprünglich waren 
dem Walle zunächst die socii und auxiliares und in der Mitte der- 
selben die Legionssoldaten gelagert; später aber wurden die oft recht 
unzuverlässigen außeritalischen Hilfsvölker von den Legionen einge- 
schlössen (die socii nominis Latini Hatten durch die lex Julia des 
Jahres 90 das römische Bürgerrecht bekommen und waren somit in 
die Legion eingereiht worden). Jedoch lagen die Soldaten nicht hart 
am Walle, sondern zwischen dem Walle und der ersten Ieltreihe, 
striga, war ein freier Raum, intervallum (ca. 40 m breit), der dem 
Troß zugewiesen war. 
Im Sommer lagerten die Soldaten unter Zelten, pelles, ten- 
toria oder tabernacula, im Winter in stroh- und rasengedeckten 
Baracken, casae. 
Das Lager war gesichert durch Schildwachen ober Posten, custo- 
diae; sie zerfielen in excubiae, Tageswachen, und vigiliae, Nacht¬ 
wachen. Letztere dauerten von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens und 
zerfielen in 4 gleiche Teile, vigilia prima etc. Zu diesem Posten 
kamen größere Wachtkommandos vor dem Lager, stationes (in 
statione esse). Für die Nacht wurde eine Parole ausgegeben, 
tessera. Die Wachen wurden gestellt von den velites, die deshalb 
auch außerhalb des Lagers kampierten. 
Außer den Tageslagern kannte der Römer noch Standlager, 
castra stativa, wobei castra aestiva unb castra hiberna unterschieben 
würben. Hygin allerbings versteht unter castra aestiva nur Marsch¬ 
lager unb unter castra stativa Winterlager. Aber ber Begriff ver¬ 
schob sich naturgemäß, als auch im Sommer bie Heere länger an einem 
Orte blieben. Über bie (Einrichtung ber Stanblager finb wir erst burch 
bie Aufbeckung ber großen Stanblager in Neuß, Haltern usw. unter¬ 
richtet, ba bie alten militärischen Schriftsteller nur bas Marschlager im 
Auge haben. Daß aber auch bzl. ber Marschlager bie Nachrichten nicht 
übereinstimmen, erklärt sich baraus, baß bie erhaltenen Aufzeichnungen 
Iahrhunberte auseinanberliegen (Polybios f 122 v. Chr., Hyginus 
unter Trajan f 117 n. Chr., Vegetius schrieb seine epitome rei mili- 
taris in 4 Büchern zwischen 384 unb 395 n. Chr.). Außerhalb bieser 
Stanblager befanben sich bie Verkaufsplätze, fora, aus benen nicht 
selten später Stäbte entstauben. Im Interesse ber Disziplin würbe 
bie Besatzung bes Stanblagers mit militärischen Übungen ober mit 
Wege- unb Schanzarbeiten beschäftigt.
	        
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