Full text: Griechisch-römische Altertumskunde

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kämpfe, Speerwerfen, Reiten auf dem sonnigen Marsfeld mit (Eifer 
betrieben, da sie ja Behendigkeit und Kraft der Glieder und Abhärtung 
für den Kriegsdienst hervorriefen. 
Für diejenigen Knaben, welche in das siebzehnte Lebensjahr 
eintraten, wurde am Festtage der Liberalia (zu Ehren des Gottes 
Liber und der ländlichen Göttin Libera), am 17. März alljährlich die 
Mündigkeitserklärung vollzogen. Der Knabe legte die bullaunb 
die toga praetexta ab und bekleidete sich von nun an mit der 
toga virilis (pura, d. h. unverbrämten). Auch begleiteten ihn nicht 
mehr die Sklaven, er stand nun auf eigenen Füßen. Nach einem 
den Laren dargebrachten Opfer ging der nunmehrige iuvenis in Be¬ 
gleitung seines Vaters und seiner Freunde auf das Forum und wurde 
in die Liste der kriegsfähigen römischen Bürger eingetragen. Der 
festliche Tag wurde mit einem Opfer für den Gott Liber auf dem 
Kapitol und mit einem Festschmause im elterlichen Hause beschlossen. 
Von diesem Tage ab führte der junge römische Bürger 3 Namen, 
das praenomen (Vornamen), das nomen gentile (Geschlechtsnamen, 
Hauptname des Römers, mit dem er auch angeredet wurde) und das 
cognomen (Familiennamen), z. B. Marcus (Vornamen) Tullius (aus 
der gens Tullia) Cicero (einer Familie der gens Tullia). Dem cog- 
nomen wurde zuweilen noch ein zweites und drittes (agnomen) bei¬ 
gefügt; so wurde ein Feldherr nach dem Lande, in welchem er rühmens¬ 
werte Kriegstaten oerrichtet hatte, beibenannt (P. (Cornelius Scipio 
Afriftanus), so ein Adoptivsohn nach dem (Bentilnamen seines Vaters 
mit der Endung anus (P. Cornelius Scipio Ämilianus [der Sohn 
des Ämilius Paulus, adoptiert von P. (Cornelius Scipio]). Die Zahl 
der praenomina war gering, häufig finden sich in Abkürzung: A. (ulus), 
App. (ius), C. (Gaius), Cn. (Gnaeus), D. (ecimus), L. (ucius), M. (arcus), 
M.' (anius), P. (ublius), Q. (uintus), S. (extus), Sp. (urius), T. (itus), 
Ti. (berius). In den letzten Jahrzehnten der Republik und in der 
Kaiserzeit wurde das praenomen oft ganz ausgelassen. Den (Bentil- 
namen führten auch die Klienten und Freigelassenen (z. B. Marcus 
Tullius Tiro, der Freigelassene (Ciceros). Die Töchter führten den 
(Bentilnamen (Tullia); waren mehrere da, so unterschied man sie durch 
maior, minor, tertia, quarta; die Frauen nahmen zu ihrem väter¬ 
lichen (Bentilnamen einen Vornamen, hatten oft aber auch nur den 
bloßen (Bentilnamen (Cornelia), in der Kaiserzeit Gentil- und Fami- 
liennamen des Vaters (Caecilia, Metella). 
Von seinem 17. Lebensjahre ab widmete sich der Jüngling dem 
Staats- oder Kriegsdienste (tirocimum fori ober militiae), da die Be¬ 
schäftigung mit einem Hanbwerk ober mit einer Wissenschaft als nicht 
ehrenhaft angesehen würbe. So waren z. B. bie Ärzte stets Sklaven 
ober Freigelassene. Der zukünftige Staatsmann schloß sich einem be¬ 
währten Vorbilde an, um in seiner Begleitung an gerichtlichen und 
politischen Verhandlungen teilzunehmen und sich so auf praktischem 
Wege auf seinen Beruf vorzubereiten, während der zukünftige Offizier 
als tiro (Rekrut) in die cohors praetoria eines Feldherrn eintrat
	        
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