Full text: Griechisch-römische Altertumskunde

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großer Ausdehnung anlehnten- man vergleiche damit etwa ein aus 
vielen Gebäuden bestehendes Bauerngehöft. Öffentlichen Zwecken diente 
das hervorragendste Gebäude, das Megaron oder der Männersaal. 
Uber das Megaron zu Tiryns steh: „Klassische Rundschau" I, 2, b. 
Lediglich Familienzwecken diente das Hinterhaus, besonders der 
ddha/Liog oder das Frauengemach. 
§ 53. Hausgerät. 
Die wichtigsten Hausgeräte sind Tische, Stühle und Betten' ferner 
Spinngerät und Webstuhl. — Es gab große und kleine Tische {tQdnefr), 
doch überwogen die kleinen, die so leicht waren, daß sich die Freier 
ihrer als Schilde bedienen konnten.— Es gab Stühle ohne jede Lehne 
(6 SicpQog), mit gleich hohen Arm- und Rückenlehnen (rj xXiaoTj) und 
mit überhöhten Rückenlehnen oder Thronsessel (6 ^övog); Stühle 
unserer Art sind nicht nachweisbar- die Fußbank (6 ^fjvvgj steint) frei, 
war jedoch bei Thronsesseln auch wohl fest angebracht. - Das Bett¬ 
gestell (rä Silvia) tvar ein rechteckiger Holzrahmen, der auf 4 Füßen 
ruhte- die Längsseiten des Rahmens waren durchlöchert zur An- 
bringung des Riemengeflechts. Über dem Riemengeflecht lag das weiche 
Unterbett (to §fjyog) und darüber das Bettuch (6 rdn^g oder röUvov)\ 
man deckte sich zu mit Wolldecken (rj xXaTva). 
Beim Spinnen handelt es sich darum, den Flachs oder die 
Wolle durch drehende Bewegung in einen gleichmäßig festen und dicken 
Faden zu verwandeln. Die beiden wesentlichsten Teile des Spinnge- 
rätes sind der Rocken zur Aufnahme des Flachses und die Spindel 
zur Drehung des Fadens. Während nun unser Spinnrocken beide 
Teile und zudem noch ein Rad enthält, das, mit den Füßen getreten, 
die Spindel in drehende Bewegung setzt, sind bei Homer der Rocken 
und die Spindel getrennt, und die drehende Bewegung muß mit der 
Hand gemacht werden. Spinnen heißt rjXdxara arQucpav = Fäden 
drehen. 
Beim Weben handelt es sich darum, eine größere Zahl von 
Längsfäden durch einen Querfaden zu einer Tuchfläche zu vereinen. 
Der Querfaden oder Einschlag ist dabei um ein Schiffchen gewickelt' 
bei den Längsfäden oder dem Aufzuge kommt es darauf an, die un- 
paarzähligen von den paarzähligen derart in wechselnder Folge zu 
sondern, daß der Querfaden zwischen beiden Reihen leicht hindurchge¬ 
zogen werden kann. Während nun bei uns die Längsfäden eine hori¬ 
zontale Lage haben, der Webstuhl also eine liegende Stellung hat, die 
es dem Weber ermöglicht zu sitzen, steht der Webstuhl bei Homer 
aufrecht: die Weberin mußte also stehend arbeiten und bei einem 
breiten ©ervebe zudem noch am Webstuhl hin- und hergehen (rdv 
tcfzdv 87l0l%£(f&0u). 
§ 54. Kleiöuttg und Mahlzeiten. 
Die Männer trugen gewöhnlich ein wollenes, seltener ein leinenes 
Unterkleid (o %lt(ov), das bis auf die Knie reichte, hemdartig genäht,
	        
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