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jahraus angebundenes Stück Vieh muß ungesund werden, schlechte Nach—
zucht bringen und minderwertige, wässerige Milch liefern. Reichliche Ein—
streu, häufige Entfernung der „Dungfladen“ und gründliche Reinigung
der Stallungen (Kalken, Ausweißen) gehören zu diesem Abschnitt.
3. Naturge mäße Fütterung. Die beste Fütterung ist Weidegang,
ob auch die billigste, kommt auf örtliche und Personalverhältnisse an. Zu
den naturgemäßen Futterstoffen rechnet man als Ersatz für die Weide Grün—
fütterung im Stall, Heu, Strohhäcksel, Rüben, Schrot und Kleie unserer
Getreidesorten (abgesehen von Hülsenfrüchten), Palm-, Erdnuß- und Lein—
kuchen, Trockenschnitzel u. dgl. Bei richtiger Zusammenstellung dieser — un—
verdorben, reinlich, reichlich und pünklich verabfolgten — Futterstoffe wird
normales Rindvieh nicht krank werden, auch dessen Milch schmackhaft und
gesund sein. Wo große Mengen sogenannter AWfallstoffe: Baumwollsaat—
mehl, Biertreber, Schlempe, Melasse, gefüttert werden, liegt die Gefahr
der Erkrankung der Milchkühe recht nahe; einseitig verabfolgt, bewirken sie
mangelhafte Milch mit schlechtem Geschmack und Geruch. Angefrorene
oder faule Kartoffeln, desgleichen Rüben und Runkeln, schimmeliges Heu,
muffiges Stroh, übersäuerte Schnitzel u. dgl. unappetitliche, stinkende Futter—
stoffe sollte man Kühen, deren Milch als Nahrungsmittel zu dienen hat,
selbstverständlich niemals vorwerfen. „Die Kuh melkt durch den Hals“; wie
ihr Futter, so die Butter. Angemessene Mengen Kraftfuttergaben werden
die Milchabsonderung etwas, aber nicht sehr wesentlich vermehren bzw. ver—
bessern. Nur zu oft ist das ausländische Kraftfutter im Verhältnis zum Nähr—
wert viel zu teuer, noch seltener findet man seine Rechnung dabei und kauft
der Kuh die Milch teurer ab, als sie sich verwerten läßt; zur Zucht benutztes
Milchvieh soll kein Mastfutter erhalten, fleischreiche und fette Kühe zählen zu
den schlechten Melkern.
Reinliches Trinkwasser darf nie fehlen, Selbsttränken sind in größeren
Wirtschaften besser als das zeitweilige Wasserpumpen in die Futter—
tröge. Auch auf der Weide sorge man für frisches Trinkwasser, verhindere
das Saufen schlechten Wassers in Pfützen und Gruben, indem man sie nötigen—
falls umwehrt. Bei sengender Hitze, schattenlosen und wasserarmen Weiden
lasse man lieber die Kühe über Mittag im Stalle, namentlich bei dreimaligem
Melken und nicht zu entfernten Weideplätzen. Die vom Durst gequälte und
bei Sonnenglut getriebene Kuh wird naturgemäß nur wenig Milch geben.
Bei Stallfütterung, abwechslungs- und geschmacklosen Futterstoffen sind
kleine Salzgaben ratsam; nur wer Abmelkwirtschaft treibt und mit jedem
Liter und Pfennig geizen muß, wird Salz als Reizmittel verwenden. Die
reklamehaft angebotenen Freßpulver nutzen in der Regel dem Milchvieh
nichts, sondern nur dem Erfinder.
4. Gutes Melken. Wir melken „künstlich“, d. h. wir ahmen die Maul—
und Kopfbewegungen des die Muttermilch saugenden Kalbes am Kuheuter
nach. Dem mechanischen Teil des Melkens soll eine vorbereitende Arbeit,
bestehend in Lüftung des Stalles und Entfernung der Düngerfladen,
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