Full text: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

150 Die Zeit des Ringens um Verfassungen ic. 
Königtums rüttelte keine Partei; aber Georg IV. (1820-1830) verletzte selbst 
seine Würde durch sein ärgerniserregendes Leben und sein Verhältnis zu 
seiner Gemahlin. Nach dem Tode seines Nachfolgers Wilhelm IV. 
(1830—1837) bestieg seine Nichte Viktoria den Thron Großbritanniens 
(1837 — 1901). Sie vermählte sich mit dem Prinzen Albert von Sachsen- 
Hannover.Koburg. Da sie nach dem salischen Gesetze nicht in Hannover folgen 
konnte, erhielt dieses Land wieder seinen eigenen Herrscher in der Person 
des Königs Ernst August. Herzogs von Cumberland, ihres Oheims. Ward 
so die Personalunion zwischen England und Hannover gelöst, so hatte 
Pitt d. I. schon 1801 die Verbindung der drei Jnselreiche noch enger 
gestaltet durch die Union des irischen Parlaments mit dem englifch-fchot- 
tischen. Die Selbständigkeit fremder Völker begünstigte die Auslands- 
Irland.Politik Englands, das unglückliche geknechtete Irland seuszte weiter unter 
dem Drucke seiner unbarmherzigen Besitzer. Millionen Iren wanderten 
aus und suchten sich in Nordamerika eine neue Heimat. Ihr großer 
^n der'Landsmann, der Advokat Daniel O'Connell. aber erstritt durch seine 
Katholiken Beharrlichkeit auf gesetzlichem Wege den Eintritt von Katholiken in das 
Parlament und überhaupt ihre politische Gleichberechtigung. Besorgnis 
vor einer Erhebung der Iren bemog selbst den Tort) Wellington zur 
Nachgiebigkeit. Denn gleichzeitig versetzten andere Reformbewegungen 
das Land in Unruhe. Während die ackerbautreibenden Grundbesitzer aus 
Eigeunutz die Kornpreise möglichst hoch hielten, strebten die Kreise der In- 
dnstriellen, um die Arbeitslöhne nicht erhöhen zu müssen, nach Verbillignng 
des Getreides durch Einfuhr und fanden dabei eine mächtige Unterstützung 
in den Arbeitern selbst. Diese hinwiederum erhielten einen starken Führer 
in William Cobbett, der eine Reform der Wahlen zum Parlament 
forderte. Die sog. Chartisten erreichten ihr Ziel, allgemeines, gleiches 
Wahlrecht, geheime Wahl n. dergl., allerdings nicht. Doch wurde nach 
P°rlaments-Jgh^ Russells Antrag durch die Parlamentsreform des Jahres 
" 1832 an Stelle eines halben Hunderts verfallener Flecken, rotten bo- 
roughs, die ihr Recht auf einen Vertreter im Unterhaus förmlich ver- 
kauften, 42 großen, seither nicht vertretenen Industriestädten Sitz und 
Stimme im Parlament verliehen. Mit dieser vollberechtigten Abände- 
rung des gänzlich veralteten Wahlrechts war indes den Arbeitern nicht 
gedient. Nachdem sie sich seit 1824 zu Gewerkschaften, d. h. zu Ver- 
bänden des gleichen Gewerbes, zusammen geschlossen hatten, suchten sie 
sich mehr und mehr gegen die Ausbeutung durch die Arbeitgeber (das 
Kapital) zu schützen. Sozialistische und kommunistische Bestrebungen wurden 
in Schranken gehalten. Versuche des Philanthropen Robert Owen, 
derartige Gedanken zu verwirklichen, mißglückten trotz großer Opfer in 
den Anfängen. England wurde die Heimat der Arbeiterschutzgesetzgebung 
(seit 1833), der Arbeiter-Massen-Ansstünde (Streiks) und der Genossen- 
schasten. Einen großen Erfolg, zum Segen für die zahlreiche arme Be-
	        
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