Full text: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

Die Zeit des Deutschen Bundes bis zur Begründung des Deutschen Reiches. 151 
hölkeruug, erzielte die freihändlerische Partei, die sog. ManchesterschuleAmh-bung 
— sie erhielt ihren Namen, weil die Handelskammer von Manchester Kornzölle 
-eine von Richard Cobden 1838 vorgeschlagene Petition annahm und die 1846' 
Antikornzollliga ins Leben rief — durch die von ihrem seitherigen Gegner, 
dem Ministerpräsidenten Robert Peel selbst beantragte Aushebung der hohen 
Kornzölle. Auch die Minister Palmerston und der große Gladstone, 
the grand old man (VOM), förderten später den Freihandel, weil \\zGom. 
diesen als vorteilhast sür den britischen Industrie- und Handelsstaat an- 
sahen. Da sich die an das Freihandelsystem geknüpften Hoffnungen nicht 
in dem erwarteten Maße erfüllten, zeigten hervorragende Staatsmänner 
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts Neigung, wieder zu einem gemäßigten 
Schutzzollsystem zurückzukehren. Andere verlangen eine Reform des Eigen- 
iumsrechtes an Grundbesitz (Bodenreformer). Gleichzeitig begann, ein 
Angriff auf das seit 1657 nicht mehr erschütterte Oberhaus, dessen Um- 
Gestaltung in eine gewählte Kammer erstrebt wird (1909). 
England erwarb allmählich den größten Kolonialbesitz, nicht ohne Indien. 
Gewalt. Ein blutiger Ausstand der Sepoys. der aus Eiugebornen be- 
stehenden Truppen Vorderindiens, (1858) gab ihm Veranlassung, die 
ostindiscke Kompagnie auszulösen und ihren Besitz als Staatseigentum zu 
erklären. Im Jahre 1876 nahm Königin Viktoria den Kaisertitel für 
das mittlerweile nach Osten und Norden erweiterte Riesengebiet Indien 
an. Die massenhafte Einfuhr von ostindischem Opium in China 
rief den Opiumkrieg mit diesem Reich hervor (1838—1842), welches 
seitdem allmählich gezwungen wurde, seine Pforten wieder den Europäern 
zu öffnen. Ostasien ward neben der Balkanhalbinsel zu einem Zank- 
apfel zwischen den Weltmächten, zu denen sich Japan gesellte. Im Be- 
sitze der stärksten Flotte der Welt brachte Großbritannien die für feinen 
Handel und feine Seeübermacht wichtigsten Seefesten in seine Hände: 
Gibraltar. Malta. Cypern. eigentlich auch Ägypten mit dem Suezkanal 
und Aden. Die wachsende Handels- und Seemacht Deutschlands erfüllte 
das Riefenreich ohne Grund mit Eifersucht und Besorgnis. 
§ 97. Die Pariser Sulirsvolution. Die Bourbons vermochten 
nicht, die politischen Parteien durch die freisinnige Verfassung, die Charte, 
zu versöhnen. Ludwigs XVIII. Bruder und Nachfolger Karl X. (1824 
1830) zog sich durch seine kirchliche Gesinnung, das Entschädigungsgesetz " 
sür die Emigranten und das strenge Sakrilegiengesetz den ganzen Haß 
liberaler, kirchenfeindlicher und republikanischer Kreise zu, die offen auf 
Umsturz hinarbeiteten. Ein kriegerischer Erfolg, die Eroberung von 
Algier (1830), führte keinen Umschwung der Volksstimmung zugunsten 
des Königs herbei. Als er nach dem Rat des „ultraroyalistischen" Mi- 
nisteriums Polignac durch sog. Ordonnanzen die erst eben gewählte JuUmcdon- 
liberale Deputiertenkammer wieder auslöste, das Wahlgesetz änderte und mo. 
die Preßfreiheit aufhob, brach am 27. Juli 1830 in Paris die Revo-
	        
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