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Rechts Alle übrigen stimmten ihm bei bis auf einen Nichtswürdigen,
und dies genügte dem Tyrannen, das Todesurtheil zu sprechen.
3.
Der sechzehnjährige Konradin saß gerade mit seinem Freunde beim
Schachbrete, als Beiden das Todesurtheil angekündigt wurde. Sie ver¬
loren jedoch die Fassung nicht. Die wenigen ihnen gelassenen Augenblicke
gebrauchten sie, ihr Testament zu machen und sich durch Empfang der
heiligen Sakramente zum Tode vorzubereiten. Am 29. Oktober 1268
wurden die Unglücklichen zum Richtplatze nahe vor dem Thore geführt, wo
auf einem erhabenen Blutgerüste der Scharfrichter schon mit aufgestreiften
Aermeln ihrer wartete. Jetzt trat jener ungerechte Richter aus und las
der versammelten Menge das Urtheil von Da sprang Graf Robert von
Flandern, Karl's eigener Schwiegersohn, vom plötzlichen Zorne überwältigt,
hervor und rief: „Wie darfst du frecher ungerechter Schurke einen so
großen und herrlichen Ritter zum Tode verurtheilen!" Zugleich hieb er
ihn mit dem Schwerte, daß er für todt hinweggetragen wurde. Der König,
welcher aus dem Fenster einer gegenüber gelegenen Burg der Hinrichtung
zusah, verbiß seinen Zorn hierüber, denn er fürchtete das Volk, welches
den jungen Prinzen liebte.
Von dem Blutgerüste herab sprach Konradin noch rührende Worte
zum Volke. Dann nahm er Abschied von seinem Jugendfreunde, legte sein
Oberkleid ab, hob Arme und Augen gen Himmel und sprach: „Jesus
Christus, Herrscher der Welt! Wenn dieser Kelch nicht an mir vorüber¬
gehen soll, so befehle ich meinen Geist in deine Hände!" Dann knieete er
nieder und rief: „O Mutter, Mutter! Welches Herzeleid bereite ich dir!"
Und darauf empfing er den Todesstreich. Als Friedrich von Oestreich das
Haupt seines Freundes fallen sah, schrie er von dem heftigsten Schmerze
ergriffen, laut auf, so daß alle Umstehenden zu Thränen gerührt wurden.
Dann traf auch ihn des Henkers Beil.
So kläglich endete das edle Geschlecht der Hohenstaufen, welches so
herrlich begonnen hatte. Wie großen Nutzen hätte dasselbe stiften können,
wenn es, statt nach fremden Kronen zu streben, sich mit allem Eifer einzig
der Regierung des deutschen Vaterlandes gewidmet hätte!
Rudolph und Albrecht.
1. Rudolph von Habsburg (1273 n. Chr.)
1. Der fromme Graf.*)
Graf Rudolph von Habsburg ritt einmal mit seinen Dienern auf's
Waidwerk zum Beizen und Jagen, und wie er in eine Aue kam, er allein
:) Nach der Chronik von Aegidius Tschudi.