Full text: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

239 
genannten Batterie, rechts vom Dorfe Frönois vorwärts, oberhalb Petit 
Torcy. Der heftige Widerstand des Feindes fing allmählich an nachzu¬ 
lassen, was wir an den aufgelösten Bataillonen erkennen konnten, die 
eiligst aus den Wäldern und Dörfern zurückliefen. Die Kavallerie suchte 
einige Bataillone unseres elften Corps anzugreifen, die vortreffliche Hal¬ 
tung bewahrten; die Kavallerie jagte durch die Bataillonsintervalle durch, 
kehrte dann um und auf demselben Wege zurück, was sich dreimal von 
verschiedenen Regimentern wiederholte, so daß das Feld mit Leichen und 
Pferden besäet war, was wir alles von unserem Standpunkte genau mit 
ansehen konnten. Ich habe die Nummer dieses braven Regiments noch 
nicht erfahren können. 
Da sich der Rückzug des Feindes auf vielen Stellen in Flucht auf¬ 
löste und alles, Infanterie, Kavallerie und Artillerie, in die Stadt und 
deren nächste Umgebungen sich zusammendrängte, aber noch immer keine 
Andeutung sich zeigte, daß der Feind sich durch Kapitulation aus dieser 
verzweifelten Lage zu ziehen beabsichtige, so blieb nichts übrig, als die 
genannte Batterie die Stadt bombardieren zu lassen; da es nach 20 Minuten 
ungefähr an mehreren Stellen bereits brannte, was mit den vielen 
brennenden Dörfern in dem ganzen Schlachtkreise einen erschütternden 
Eindruck machte, — so ließ ich das Feuer schweigen und sendete den 
Oberstlieutenant von Bronsart vom Generalstabe als Parlamentär mit 
weißer Fahne ab, der Armee und Festung die Kapitulation antragend. 
Ihm begegnete bereits ein bayrischer Offizier, der mir meldete, daß ein 
französischer Parlamentär mit weißer Fahne am Thore sich gemeldet habe. 
Der Oberstlieutenant von Bronsart wurde eingelassen, und auf seine Frage 
nach dem General en ellob ward er unerwartet vor den Kaiser geführt, 
der ihm sofort einen Brief an mich übergeben wollte. Da der Kaiser 
fragte, was für Aufträge er habe, und er zur Antwort erhielt: „Armee 
und Festung zur Übergabe aufzufordern," erwiderte er, daß er sich dieser- 
halb an den General von Wimpffen zu wenden habe, der für den blessierten 
Mac Mahon soeben das Kommando übernommen habe, und daß er nun¬ 
mehr seinen Generaladjutanten Reille mit dem Briefe an mich absenden 
werde. Es war um 7 Uhr, als Reille und Bronsart zu mir kamen; 
letzterer kam etwas voraus, und durch ihn erfuhren wir erst mit Be¬ 
stimmtheit, daß der Kaiser anwesend sei. Du kannst dir den Eindruck 
denken, den es auf mich vor allem und auf alle machte. Reille sprang 
vom Pferde und übergab mir den Brief seines Kaisers, hinzufügend, daß 
er sonst keine Aufträge habe. Roch ehe ich den Brief öffnete, sagte ich 
ihm: „Aber ich verlange als erste Bedingung, daß die Armee die Waffen 
niederlege." Der Brief fängt so an: „Da ich nicht an der Spitze meines 
Heeres habe sterben können, so lege ich meinen Degen in Ew. Majestät 
Hände," alles weitere mir anheimstellend.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.