Full text: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

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Der aufgeklärte Despotismus. 
Betriebe emporzuheben, beförderte er die Anpflanzung neuer Gewächse, 
vor allem der Kartoffel, zum Teil zwangsweise, den Anbau von Gemüse, 
Bauern-Obstbaumzucht. Den Bauern empfahl er, lieber die Hälfte ordentlich 
zu bestellen, als das Ganze schlecht zu bebauen, und riet den „Abbau" 
zu großer Güter durch den zweiten Sohn. Bei guten Ernten speicherte 
er Getreide ans und gab es in Jahren der Teuerung zu mäßigem Preise 
ab. Die Domänen sollten für die Bauern Musterwirtschaften sein. 
Gern hätte er die Bauern von den bestehenden Bedrückungen der Guts- 
Herren, von den vielen Fronen und von ber Erbuntertänigkeit ganz 
befreit. Dieser Plan scheiterte am Wiberstanb bes dadurch bezüglich der 
Arbeiterfräste zu sehr geschädigten Adels. Wo die Geldpacht an Stelle 
der Naturalabgabe trat, gerieten die Banern in üblere Lage, als sie sich 
vorher befanden. Für den Loskauf, der ihnen in Schlesien (1748) und 
in Westpreußen (1773) gestattet wurde, fehlte den meisten das Geld. 
Gewerbe. Gewerbe und Handel förderte ber König nach beu Grunbsätzen 
des Merkantilsystems. Scherzhaft nannte er sich selbst einen Bettler- 
fönig und suchte beshalb möglichst viel Gelb in das Land zu ziehen unb 
bas vorhanbene im Lanb zu halten burch Hebung ber einheimischen Jn- 
bustrien, wie ber Tuch- unb Leinenfabriken, ber Seibe- unb Sammet- 
webereien, ber Zuckerfiebereien, ber Papier- unb Eisenfabriken. Die Ber¬ 
liner Porzellanmannfaktur, 1703 gegründet, konnte sich in ihren Waren 
mit ben Meißner Erzeugnissen balb messen. Einen hohen Aufschwung 
Handel, nahm bas Berg- unb Hütteuwesen. Schuhzölle sicherten vor Überschwem¬ 
mung bes heimischen Marktes mit fremben Waren; aber bie Binnenzölle, 
bie auswärtigen Stapelrechte Hinberten ben freien Hanbelsverkehr. Unb 
doch bewies er bem Hanbel burch eine Reihe von Maßregeln fein hohes 
Interesse. Für Post-, Hanbels- unb Gewerbesachen errichtete er eine be- 
fottbere Abteilung im Gewerbebirektorinm, für ben Gelbverkehr bie Bank 
unb bie Seehanblnng, fo auch für ben Abel die landschaftliche Kreditbank, 
ferner Leih- und Pfandhäuser aus Fürsorge für solche, die plötzlich in 
Geldverlegenheit gerieten. Die überseeischen Handelsgesellschaften in Emden 
Kanäle, brachten wenig Nutzen, zeugten aber von bester Absicht. Während die 
Landstraßen in dein hergebrachten Zustande verblieben, der sie fast in 
allen deutschen Ländern zur Qual der Reisenben machte, tat Friebrich in 
seinem ßanbe viel für künstliche Wasserstraßen. So baute er den Planeschen 
Kanal, ben Finowkanal, später ben Bromberger Kanal. Namentlich 
hob sich bie Bedeutung Stettins als bes Ausfuhrhafens für bas Ober- 
gebiet burch bie Anlage von Swinemünbe und die Regulierung der Swine. 
Finanz- Bei aller landesväterlichen Fürsorge für Handel und Gewerbe hatte 
toeien- Friedrich stets die Erhöhung der Staatseinkünfte im Auge und legte 
daher auf fast alle Verbrauchsgegenstände — ausgenommen Getreide und 
Schweinefleisch — Steuern (Akzise). Zu dem Salzmonopol fügte er die 
Monopole auf Tabak und Kaffee, die im Volke große Unzufriedenheit er-
	        
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