Full text: Die deutschen Freiheitskriege von 1813, 1814 und 1815

4. Die ersten Kriegsvorfälle. 11 
Seine Haufen wurden niedergemacht ober gefangen und zwölf Kanonen 
erbeutet. Mit dieser Waffmthat eröffnete der General Dörnberg den 
zweiten Feldzug. 
Um dieselbe Zeit versuchte der Vizekönig Eugen mit seinen 30 000 
Mann von Magdeburg aus schnell gegen Berlin hervorzubrechen; er ver- 
ließ sich darauf, nur schwächere Haufen aus seinem Wege zu finden. Aber 
ohne Zaudern rafften die Generale Wittgenstein, Bülow und Jork die 
nächsten Scharen zusammen und warfen sich, wenn auch schwächer an Zahl, 
am 5. April bei Möckern mit solchem Ungestüm auf ihn, daß er als- 
bald den Gedanken, nach Berlin zu gehen, aufgab und mit beträchtlichem 
Verluste nach Magdeburg umkehrte. Bei diesem Treffen hatte das neue 
preußische Fußvolk die erste Waffenprobe mit dem französischen gehalten 
und ohne viel Schießens mit dem Kolben wacker drein geschlagen. Das 
deuchte ihnen männlicher und sie glaubten, es führe schneller zum guten 
Ende. Eugen aber hielt sich von nun an ruhig hinter den Wällen der 
Festung, bis sein Herr und Meister im Felbe erschien. 
Als ein großer Teil bei* neuen französischen Heereshaufen biesseits 
des Rheins versammelt war, reiste Napoleon von Paris ab und traf am 
25. April Abends in Erfurt ein. Von da wendete er sich gegen die 
Saale, und die vorgeschobenen Reiterhausen der Verbündeten zogen sich 
hinter diesen Fluß zurück. Die Heere kamen einander näher und es eut- 
stand nun bie Spannung ber Gemüter, welche bem entscheidenden Kampfe 
vorhergeht, wo dem Krieger vieles als erlaubt erscheint, was die friedliche 
Ordnung des Lebens zerstört. Da zeigte sich ben Bewohnern Sachsens 
balb der Unterschied zwischen dem Geiste, der das verbündete, und dem, 
der das französische Heer beseelte. Ernst und fest, in ruhiger Zuversicht 
des Gemütes, erschienen ihnen die Preußen und flößten allenthalben ein 
tiefes Gefühl der Achbmg ein; den Russen sah man die kalte Entschlossen- 
heit an, mit welcher sie ihren Platz unerschütterlich behaupten bis in den 
Tod. Alle forderten nichts Ungebührliches, und weder beim Vorrücken, 
noch selbst beim Rückzüge wurde das Eigentum verletzt, obwohl Sachsen 
nicht als befreundetes Land gelten konnte. Selbst die verschrieenen Kosaken 
waren leicht zufrieden, wenn sie das Nötige erhielten, und milderten auch 
dadurch den Schrecken ihres Namens, daß sie sich allenthalben als große 
Freunde der Kinder bewiesen, in deren Nähe ihre rauhe Natur selbst 
kindlich mild zu werden schien. Wie entartet zeigte sich dagegen gleich 
beim Eintritt in das ihnen verbündete sächsische Laub bas neue französische 
Heer. In bem älteren war noch eine äußere Zucht gewesen, welche vielen 
Ausbrüchen ber Rohheit in ben Gemeinen einen Zügel anlegte, wenn auch 
die Anführer im großen viele Ungerechtigkeiten verübten. Jetzt aber, viel- 
leicht um ben jungen Soldaten Lust am Kriege einzuflößen, sahen die 
Befehlenden gleichgültig auf ihre Ausschweifungen hin. Das Dorf, in 
dessen Nähe sie ihr Nachtlager hielten, wenn auch der Kaiser selbst seine 
Wohnung darin hatte, war am anderen Morgen anzusehen, als von einer 
Räuberbande verheert. Da waren die Thüren und Fenster ausgebrochen, 
die Schränke und Kisten zerschlagen und ausgeleert, die besten Geräte zu 
den Feuern geschleppt und verbrannt. Und von vielem Glücke hatte ein
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.