Full text: Geschichte des Altertums für Obersekunda (Teil 3)

Das römische Reich. 
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lateinischen, im Osten von der griechischen Sprache getragen, die Grenzen 
der Nationalitäten verwischte, die Völker einander innerlich näherte und 
unter anderem das Emporkommen einer W e l t r e l i g i o n , des Christen- 
tums, erleichterte. 
Allmählich aber hatten innere und äußere Gründe einen fortschreiten- 
den Verfall des römischen Weltreichs herbeigeführt; zunächst in p o l i - 
tischer Beziehung. Die von Augustus begründete Doppelherrschaft Kaiserliche 
des Kaisers und des Senats war mehr und mehr zerstört und durch die reglerung. 
Ausbildung der kaiserlichen Selbstherrschaft ersetzt worden. 
Aber noch entbehrte die Verwaltung, obwohl bereits die Kaiser des zweiten 
Jahrhunderts teilweise darauf hinstrebten, der Zentralisation und der 
Stütze eines geordneten, unbedingt abhängigen Beamtentums; dazu fehlte 
eine gesicherte Erbfolgeordnung. Die Stütze der Kaiser waren die 2 e - Ser^aft 
gionen, auf deren Treue aber man nicht zählen durfte, und deren Legionen. 
Kämpfe um die Macht zu fortwährenden Revolutionen und Bürgerkriegen 
führten; zudem ergänzten sie sich nicht mehr aus Bewohnern der kultivierten 
Landschaften, welche bei der Abnahme der Bevölkerung und der steigenden 
Abneigung gegen den Heeresdienst längst nicht mehr den nötigen Ersatz 
lieferten, sondern aus den halbbarbarischen Grenzprovinzen und bestanden 
schließlich zum größten Teil aus Fremden, vornehmlich aus Germanen. 
Indessen war die Verschmelzung der in dem Weltreich ver- Absterben 
bundenen Völker immer weitergegangen. Von einem Vorrecht Italiens 
war nicht mehr die Rede, seit Caracalla an alle Untertanen das Bürger- 
recht erteilt hatte. Mit dem Absterben der Nationalitäten war eine E r - 
tötung des nationalen und politischen Sinnes, desbt|n®Sf"5 
Patriotismus verbunden; die Weltmonarchie forderte nicht mehr selbsttätige 
Hingabe an den Staat, sondern den Gehorsam des Untertanen. Diese 
Entwicklung wurde dadurch befördert, daß die städtische Selbstverwaltung, vernXng. 
auf der bisher das politische Leben des griechisch-römischen Altertums beruht 
hatte, mehr und mehr vernichtet und durch die Verwaltung kaiserlicher 
Beamten ersetzt wurde. 
§ 161. Wirtschaftliche Zustände. Dem politischen Verfall ging der 
wirts chaftliche Verfall zur Seite. Die Entwicklung hatte dahin 
geführt, daß einer verhältnismäßig kleinen Anzahl sehr reicher Leute, die 
in kaum erdenklichem Luxus lebten, eine immer größer werdende Menge 
von Armen und Besitzlosen gegenüberstand. Da nun die Reichen ihre 
Kapitalien vornehmlich dadurch nutzbar zu machen suchten, daß sie Grund fiaUs 
und Boden erwarben, so kam es zu einer Entwicklung des Groß- Indien.
	        
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