146. Schwäbische Kunde. 297
Die sahen nun mit gutem Bedacht,
Was Arbeit unser Held gemacht.
Von denen hat's der Kaiser vernommen,
50 Der ließ den Schwaben vor sich kommen.
Er sprach: Sag an, mein Ritter wert,
Wer hat dich solche Streich' gelehrt?
Der Held bedacht' sich nicht zu lang:
Die Streiche sind bei uns im Schwang,
55 Sie sind bekannt im ganzen Reiche,
Man nennt sie halt nur Schwabenstreiche
Uhland, 1862.
147. Die Waldenser.
1 Die wahre Kirche Christi kann nicht untergehen. Auch in den
Jahrhunderten, wo man ganz vergessen zu haben schien, was wahres
Christentum ist, findet man da und dort deutliche Spuren von richtiger
Erkenntnis der evangelischen Wahrheit, von demütigem Glauben und
heiligem Leben. Ganz besonders zeigt sich dies an den Waldensern.
2. Gewöhnlich nimmt man an, daß sie ihren Namen von einem
gewissen Petrus Waldus haben, der im 12. Jahrhundert in Lhon, einer
bedeutenden Stadt im südlichen Frankreich, lebte. Er war ein reicher
und dabei gottesfürchtiger Kaufmann. Der plötzliche Tod eines Freundes
hatte ihn zu tieferem Nachdenken über sich selbst und seine eigene Selig⸗
keit und zur H. Schrift geführt. Er teilte sein Vermögen unter die
Armen aus, ließ einen Teil der Bibel und Stücke aus den Kirchenbätern
(den Lehrern der ältesten christlichen Kirche) in die französische Sprache
übersetzen und verbreitete sie sobiel als möglich unter dem Volke. Er
selbst unterrichtete seine Hausgenossen, seine Bekannten und allerlei arme
Leute, welche ihn besuchten, in der christlichen Lehre und ermahnte sie
zur Gottseligkeit. Je tiefer er in das Verständnis der H. Schrift eindrang,
desto mehr erkannte er den Verfall und die Irrtümer der katholischen
Kirche, und er konnte natürlich in seinen Vorträgen nicht davon schweigen.
Eine Folge hievon war, daß er vom Papst in den Bann gethan wurde.
Waldus floh nun von einem Ort zum andern, überall das Evangelium
mit Segen verkündigend.
3. Mit seiner Sache ging es wie nach Apostelgesch. 8, 4 mit der
ersten Christengemeine. Die Anhänger seiner Lehre wurden verfolgt;
aber die in dieser Verfolgung Zerstreuten trugen wie jene zur Zeil dee
Stephanus den guten Samen des Evangeliums immer weiter. Bald
zühlte man im südlichen Frankreich, in Italien, in der Schweiz, längs