Object: Der Unterricht in der Erdkunde

Bewegung der Erde und weist ihr die Stellung im Weltenraume zu. Die Geophysik 
beschäftigt sich mit der Dichte, der Schwere, der Wärme und den magnetischen 
Verhältnissen des Erdkörpers. Die Kartographie entwirft ein Bild von seiner 
Oberfläche auf Grund der durch die Vermessungskunst oder Geodäsie gewonnenen 
Resultate. Die Morphologie oder Gestaltlehre betrachtet die Formen der Erd- 
oberfläche und bringt sie in ein System. Die Geologie beantwortet die Fragen 
nach deren Ursprung und Entstehung. Die Meereskunde oder Ozeanographie er- 
gründet die Gesetze, denen die Wassermassen des Weltmeeres folgen. Die Meteoro- 
logie untersucht die Erscheinungen der Atmosphäre im allgemeinen und ihr be- 
sonderes jährliches und tägliches Gepräge für bestimmte Gegenden und Orte 
(Klimatologie und Witternngskuude). Die Biogeographie erörtert die Bedingungen 
für die Ausbreitung der Pflanzen und Tiere. Die Anthropo- oder Kulturgeo- 
graphie (früher historische Geographie) erforscht die räumlichen Ursachen zur heutigen 
Entwicklung der Völker. Die Wirtschafts- oder Handelsgeographie bringt die 
Verbreitung der Wirtschaftsformen und ihre Ursachen zur Darstellung, erweist aus 
dem Maße der Produktion die Nötigung zum Güteraustausch und bespricht Wege 
und Mittel des daraus sich ergebenden Handels. 
An keinem dieser Zweige der Erdkunde darf die Schule vorübergehen. Es 
ist ihre Pflicht, die Schüler nach dem Maße ihrer Kraft und der zur Verfügung 
stehenden Zeit in die Elemente aller einzuführen. Gewöhnlich faßt man den ihr 
zugänglichen Stoff in die drei Gebiete der mathematischen, der allgemeinen oder 
physischen und der speziellen Erdkunde, von denen die letzte auch als Länderkunde 
bezeichnet wird, zusammen. Während die mathematische Erdkunde stets ihre Sonder- 
stellnng behalten und iu besonderen Stunden behandelt werden muß, durchdringen 
physische Erdkunde und spezielle Länderkunde einander in der Weise, daß die 
Lehren und Gesetze jener aus den typischen Erscheinungen dieser, die auch den 
Gang bestimmt, abgeleitet werden. Nur bei Wiederholungen oder wo die Um- 
stände einen besonderen Gang durch die physische Geographie gestatten, tritt sie 
selbständig auf und bedient sich der Objekte der Länderkunde als der veranschau- 
lichenden Beispiele. 
In der Behandlung der Länderkunde wurde bis vor wenigen Jahrzehnten — 
vielleicht liegt der geographische Unterricht noch hier und da in den Fesseln des 
alten Verfahrens — dem politischen Element die erste Stelle eingeräumt. 
Die Aufzählung der Staaten mit ihrer Flächenausdehnung und Einwohnerzahl, der 
Verwaltungsbezirke mit ihren Amtssitzen, der Städte mit ihren Merkwürdigkeiten 
bildete den Hauptgegenstand der unterrichtlichen Arbeit. Das Physikalische der 
Länder kam allenfalls in der Weise zur Geltung, daß man ihre Gebirge und Flüsse 
reihenweise nebeneinanderstellte und ihre Form bestimmte. Um dieses geistlose 
Namenwerk den Schülern wenigstens einigermaßen schmackhaft zu machen, flocht 
man allerlei Notizen aus Geschichte, Literatur und Naturkunde ein. Und das 
geschah so, trotzdem Ritter bereits am Anfange des vorigen Jahrhunderts als 
Grundsatz aufgestellt hatte, daß „das Natürliche, schon weil es das Dauernde ist, 
mehr der Gegenstand der Erdbeschreibung sein müsse als die vergänglichen Werke 
der Menschen". Damit hatte er dem physikalischen Element die erste 
Stelle in der erdkundlichen Belehrung angewiesen. Aber es bedurfte langer Zeit, 
ehe die Lehrbücher und Schulen seiner Anregung folgten und damit den politischen 
Stoffen erst die rechte Grundlage gaben, den geographischen Unterricht mit der
	        
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