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Ja, wahrlich, du bist schön, mein mütterlich Gefilde,
Bist einer ewigen Krast und einer ewigen Milde
Unsträflich Meisterstück! — Gesegnet seist du mir.
Gesegnet und gewünscht, solang ich wall' auf dir!
Gesegnet jede Lust, gesegnet jeder Kummer,
Der deiner Brust entquillt, — willkommen einst mein Schlummer
In deinem dunkeln Schoß, wo nur der Friede weilt
Und aller Schmerz geheilt!
Ludwig Theobul Kosegarten.
85. Der Tod.
Stärke mich durch deine Todeswunden,
Goltmensch, wann die seligste der Stunden,
Welche Kronen auf der Wage hat.
Meinem Sterbebette naht!
Dann beschatte mich, o Ruh', mit linden,
Stillen Flügeln! Geister meiner Sünden,
Nahet euch dem Sterbelager nicht,
Wo mein schwimmend Auge bricht!
Du, mein Engel, komm von Gottes
Throne,
Bringe mir die Helle Siegerkrone,
Wehe Himmelsluft und Engelsruh'
Mir mit deiner Palme zu!
Leite mich auf tausend Sonnenwegen
Jenem Eugelsparadies entgegen.
Wo die Gute, welche mich gebar.
Schon so lange glücklich war;
Wo die jungen Geister meiner Brüder
Unter Blumen spielen, süße Lieder
In die Lauten singen, jung und schön
Zwischen Engeln um mich stehn.
Wohnt' ich doch, von diesem Erdge
wimmel
Schon entfernt, in eurem Freudenhimmel
Teure Seelen! kniet' ich, kniet' ich schon
An des Gottversöhners Thron!
Ludwig Heinrich Hölty.
86. Elegie beim Hrabe des Paters.
Selig alle, die im Herrn entschliefen!
Selig, Vater, selig bist auch du!
Eiigel brachten dir den Kranz und riefen, —
Und du gingst in Gottes Ruh'.
Wandelst über Millionen Sternen,
Siehst die Handvoll Staub, die Erde, nicht;
Schwebst im Wink durch tausend Sonnenfernen,
Schauest Gottes Angesicht;
Siehst das Buch der Welten aufgeschlagen.
Trinkest durstig aus dem Lebensquell;
Nächte, voll von Labyrinthen, tagen.
Und dein Blick wird himmelhell.
Doch in deiner Überwinderkrone
Senkst du noch den Vaterblick auf mich.
Betest für mich an Jehovahs Throne,
Und Jehovah höret dich.
Schwebe, wann der Tropfen Zeit verrinnet.
Den mir Gott aus seiner Urne gab,
Schwebe, wann mein Todeskampf beginnet.
Aus mein Sterbebett herab.