Full text: Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart (Bd. 2)

20 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union. 
Die Güter dieser arbeitsungewohnten Landedellente bevölkerten sich 
ebenfalls, jedoch in der Hauptsache mit Sklaven. Erst dann, als auch hier 
die großen Landstriche, an denen jene adligen Lehensträger das Eigentum 
erworben hatten, allmählich an kleinere Bodenbesitzer übergingen, gelangte 
die Freiheit, deren sich die nördlichen Kolonien erfreuten, ebenfalls zur 
Geltung. 
Das Aufblühen der Kolonie Maryland erlitt eine Unterbrechung, als 
die republikanisch gesinnten Puritaner mit den köuiglich gesinnten Grund- 
besitzern in heftige Zerwürfnisse gerieten, so daß sich bald alle Bande der 
Ordnung lösten, die mühsam erst durch ein vom Lord-Protektor Oliver 
Cromwell abgesandtes Geschwader wiederhergestellt werden mußte. Der 
Hader zwischen den Parteien dauerte indessen fort, und nur die Wiederein- 
setznng des vertriebenen Königshauses der Stuarts brachte den hin und 
her wogenden Streit zum Stillstand auf kurze Zeit. Denn Cromwells be- 
rühmte Schiffahrtsakte, die Veranlassung so vielen Verdrusses für die 
Kolonien, ward von König uud Parlament znr Vermehruug des Wohl- 
stauds des Reiches nicht allein aufrecht erhalten, fondern sogar noch er- 
weitert. Hiernach durften die Kolonisten ihre Bedürfnisse nur aus den 
Häfen des Mutterlandes beziehen, und alle für fremden Bedarf bestimmten 
Kolonialprodukte mußten den Weg über die Häfen von England einschlagen. 
Hierunter litt Virginien wie Maryland;- der wichtige Tabaksbau Virginiens 
lag danieder und das Rechtlichkeitsgefühl des Volkes wurde infolge eines 
schwungvoll betriebenen Schleichhandels längs der ganzen Küste von Amerika 
stark erschüttert. Schließlich griffen die Kolonisten zu den Waffen, und 
der Aufstand nahm bald bedrohlichere Gestalt an. 
Zum Heile für die englischen Pflanzstaaten hatten die Monarchen aus 
dem Hause Stuart uud ihre Minister im Lande selbst alle Hände voll zu 
thuu, und ihre Blicke wandten sich daher nur dann den ihrem Gesichts- 
kreis entlegenen Kolonien zu, wenn es galt, die Wünsche von Günstlingen 
durch Verleihung von Land und Gerechtsamen zu befriedigen oder ver- 
mittelst Auflagen der so viel in Anspruch genommenen königlichen Schatz- 
kammer neue Zuflüsse zu erschließen. 
Der erste Anfang zu einer Konföderation der Kolonien im Norden 
fällt ins Jahr 1643. Während der Kämpfe des Königtums mit dem 
Volke und Parlamente im Mutterlaude schlössen am 19. März genannten 
Jahres die Staaten Massachusetts, Nenplymonth, Newhaven und Con- 
necticut unter dem Namen der „Vereinigten Kolonien von Neuengland" 
ein Schutz- und Trutzbündnis mit einem Generalkongreß und einem Prä- 
sidenten an der Spitze. Sie wollten getreulich zusammenhalten gegen aus- 
wärtige Feinde und sich namentlich gegen die Holländer am Hudson, gegen 
die Indianer in Nenengland und die Franzosen in Kanada gegenseitig 
Schutz gewähren. Der Bund verfügte über eine stattliche Miliz und 
prägte 1652 sogar eigne Münze. Oliver Cromwell begnügte sich, einen
	        
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