IV. Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens.
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des Erdkörpers beschäftigt, weist den Steinkohlen ein hohes Alter an.
Seit der Steinkohlenbildung aus vorweltlichen Pflanzen sind durch
Niederschlag aus Weltmeeren sowie durch Empordringen gewaltiger
Massen aus dem Erdinnern ungeheure Felsmassen über ihnen auf¬
getürmt worden. So sind die großen Sandsteingebirge viel jüngere
Bildungen als das Steinkohlengebirge. Wenn alle nach den Stein¬
kohlen gebildeten Gebirgsschichten sich überall gleichmäßig auf der
ganzen Erdoberfläche gebildet hätten, so würden wir keine Stein¬
kohlen haben, denn dann würden sie viel zu tief liegen und für uns
unerreichbar sein. Gut, daß dem nicht so ist, daß die Steinkohlen
vielfach nur mit wenigen und geringen Schichten jüngerer Gebirge
überdeckt und dem Bergmann erreichbar sind!
Wo man Steinkohlen gefunden hat, sind sie von Schiefer-
ton, Kohlensandstein und meist auch Toneisenstein begleitet,
welche über und unter den Kohlenflötzen liegen und oftmals mit ihnen
abwechseln. Die Kohlenflötze und die sie begleitenden Gesteine bilden
das Stein kohlen gebirge. Auch das Rotliegende kann man dazu¬
rechnen. Dies liegt stets zu oberst und besteht aus einem Gemenge ver¬
schieden großer Gesteine, die vor Bildung des Steinkohlengebirges da
waren und fast immer durch Eisen rot gefärbt sind. Findet der
Bergmann eines dieser Glieder des Steinkohlengebirges, so kann er auf
das Vorhandensein der übrigen einen sicheren Schluß machen, und hat
man erst den Schieferton erbohrt, so kann man gewiß sein, daß man
bei noch tieferem Bohren auf Kohlen kommen werde. Eine andere
Frage bleibt dann noch, ob erbohrte Kohlenlager bauwürdig, d. h.
so dick oder mächtig sein werden, um genug Steinkohlen zu liefern.
Nicht überall auf der Erde haben sich Steinkohlen gebildet. Am
meisten finden sie sich in offenen Talbecken zwischen hohen Gebirgen.
Hier mußten die Pflanzen besonders gedeihen, aus denen dann die
Steinkohlenlager entstanden.
Es waren, wie die Abdrücke im Schieferton und Kohlensandstein
zeigen, Wälder von riesenhaften Farnen, Schachtelhalmen und
Bärlappen. Nichts von unsern Laub- und Nadelwäldern! Bei
einem heißen, gleichmäßigen Klima waren die Pflanzen, die wir jetzt
nur verkümmert kennen, haushoch und beinstark aufgeschossen.
Aber wie entstanden nun aus diesen Pflanzen die Steinkohlen?
Alles weist darauf hin, daß die zur Bildung der Steinkohlenlager
verwendeten Pflanzenmassen nicht etwa durch große Wasserfluten oder
Stürme auf einen Haufen zusammengeführt worden sind, sondern daß
es dabei sehr ruhig hergegangen ist. Die Pflanzen haben ohne Zweifel
da lebend gestanden, wo wir sie jetzt zu Steinkohle umgewandelt und
von Sandstein- und Schiefertonschichten begraben finden. Die große
Wärme der feuchten Luft begünstigte und beförderte den üppigen
Pflanzenwuchs, und die abgestorbenen Blätter bedeckten bald in dicken
Schichten den Boden. Uns unbekannte Veranlassungen schwemmten
alsdann Sand- und Tonmassen darüber und begruben zugleich mit
den toten auch die lebendigen Pflanzen. Wie nun diese unter einem
jedenfalls beträchtlichenDruck in Kohle verwandelt wurden, darüber sind
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