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Ausbreitung des Islam. — Chlodwig.
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Es war, genau hundert Jahre nach dem Tode des Propheten, die erste
schwere Niederlage seines Volkes, das Schlachtfeld der nördlichste Punkt,
den der Islam im westlichen Europa erreicht hat.
Als die Araber Europa betraten, hatten zwar die germanischen Stämme in Bedeutung
West- und Mitteleuropa feste Wohnsitze gefunden, aber die Slawen im Osten ^P^rs
wanderten noch. Die auf dem Boden des ehemaligen Weströmischen Reiches (732).
angesiedelten Germanen waren Christen, östlich vom Rhein dagegen lebten
Germanen und Slawen noch größtenteils im Heidentum. Ob in Europa ein-
mal die christliche Religion siegreich sein würde, war noch nicht entschieden. Für
den Westen und die Mitte des Erdteils ist ihre Herrschaft erst durch den Sieg
Karl Martells gesichert worden. Die gleiche Bedeutung hatten für den Osten
Europas die tapfern Verteidigungen von Konstantinopel. Nur dadurch, daß
das Byzantinische Reich jahrhundertelang den Arabern wie ein festes Boll-
werk entgegenstand, wurde die Christiauisieruug von Osteuropa möglich.
Vom Indus bis zu den Pyrenäen und dem Atlantischen Ozean herrschte Spaltungen
der Islam. Aber 750 spaltete sich das Kalifat. Das der Abbassidenb-ÄaIifnt«s-
nahm seinen Sitz in Bagdad, das der Omaijaden in Cordoba. Unter
der glänzenden Regierung Harun al Raschids, des Zeitgenossen Karls
des Großen, erreichte die Macht der Abbassiden ihren Höhepunkt. Im
10. Jahrhundert sonderte sich Ägypten als selbständiges drittes Kalifat
unter den Fatimiden (mit dem Sitz in Kairo) ab. Wo der Islam sieg-
reich war, da verschwand römische Herrschaft, antike Sprache und Kultur,
und die Bekenner des Christentums wurden höchstens geduldet. Er trat als
religiöse Weltmacht neben die christliche Kirche, als politische neben den
Kaiser, das Arabische als Weltsprache neben das Lateinische und das Griechische,
ja später an die Stelle des letzteren. Doch die Mohammedaner verschlossen
sich auf die Dauer nicht der griechischen Kultur. Sie lehnten sich bei dem Arabische
Bau ihrer Moscheen au das Vorbild der byzantinischen Kuppelbauten an, ftuItur-
sie wandten sich der Astronomie, der Mathematik, der Medizin, der Philo-
sophie it. a. zu. Auf die Gestaltung und Weiterentwicklung ihrer eigeutüm-
liehen Gedankenwelt gewannen diese Studien keinen wesentlichen Einfluß.
Dagegen habeu sie durch ihre Bauweise und den Stil ihrer dekorativen Kunst
wie auch durch ihre Übersetzungen griechischer Autoren (z. B. des Aristoteles)
auf die Entwicklung der Künste und Wissenschaften im Abendlande vielfach
anregend und bestimmend eingewirkt.
3. Das Fränkische Reich und die Römische Kirche.
a) Das Frankenreich unter den Merowingern (481—751).
H 29. Chlodwig (481 — 511). Ein Jahrzehnt, nachdem Odoaker
den weströmischen Kaiser Romnlns abgesetzt hatte, geriet der letzte Rest des
alten Reiches, nämlich der Teil Galliens zwischen Loire, Maas und
Somme, unter die Herrschaft des Frankenkönigs Chlodwig (Chlodowech).
Der Stamm der Franken teilte sich in die Obersranken (die Die Franken,
früheren Katten), die, ursprünglich zwischen Westerwald, Rhön und nn-
terem Main seßhaft, im 5. Jahrhundert ins Moseltal eingedrungen und
dort mit den AlamanNen zusammengestoßen waren, die Ripuarier (Ufer-
franken), am Niederrhein um Köln wohnhaft, und die Salier (Meer-
Pfeifer, Geschichte. V. E. 4