Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

§ 67-69. 
Der Rheinbund. — Der Krieg im Jahre 1806. 
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abrüstete, während Rußland, England und Schweden im Kriegszustände 
verblieben. Aber Napoleon wies jeden Änderungsvorschlag zurück und 
nötigte Preußen, den Schönbrnnner Vertrag in einer noch ungünstigeren 
Fassung anzunehmen. So hatte Preußen zwar den Frieden mit Frankreich 
erhalten, aber um den Preis einer starken Demütigung, des Verlustes 
seiner politischen Selbständigkeit und des Friedens mit England; denn dieses 
erklärte sofort den Krieg, sobald die preußischen Truppen Hannover betraten. 
§ 68. Der Rheinbund. Nach dem Siege über Österreich knüpfte Napo- Rheinbund, 
leon 16 süd- und mitteldeutsche Fürsten durch ein enges Bündnis an sich. 
Nachdem sie durch eine förmliche Erklärung aus dem Reiche ausgeschieden 
waren, unterzeichneten ihre Gesandten im Juli 1806 in Paris den Grund- 
vertrag Zu einem Bunde, dessen Protektorat Napoleon übernahm. Sie 
nannten sich Fürsten des „Rheinbundes". Für die Besteuerung ihrer 
Untertanen, die Aushebung von Truppen, Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit 
erhielten sie volle Souveränität in ihren Staaten, dagegen mußten sie sich 
verpflichten, eine bestimmte Truppenmacht (bis 63000 Mann) für Napoleon 
beständig bereit zu halten. Zahlreiche Fürsten, Grafen und Ritter, die 
bisher reichsunmittelbar gewesen waren, nebst den drei süddeutschen Reichs- 
städten (vgl. § 65) wurden mediatisiert, d. h. der Landeshoheit ihrer 
mächtigeren Nachbarn unterworfen. 
Daraufhin legte am 6. August desselben Jahres Franz II., dg: bereits 
1804den Titel eines Kaisers von Österreich angenommen hatte, die Kaiser-6. Aug. isog. 
würde des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nieder. Die Reichs- 
gerichte und der Reichstag wurden abgeschafft; der letzte Kanzler des alten 
Reiches und Erzbischof von Mainz, Fürstprimas Freiherr von Dalberg, 
erhielt Frankfurt und wurde Bonapartes Stellvertreter beim Rheinbunde. 
Die Säkularisationen und Mediatifierungen von 1803 und 1806 waren Bedeutung 
zwar revolutionäre Gewaltakte, ebneten jedoch durch Beseitigung der geistlichen j),"^en"uw° 
Gebiete und zahlreicher Duodezstaaten den Boden für ein neues Deutsches 
Reich. Das ruhmlose Ende des alten, längst nicht mehr lebensfähigen Reiches 
ließ die öffentliche Meinung gleichgültig. Nur vereinzelt erhob sich offener 
Widerspruch gegen die neuen Zustände. Damals schrieb Ernst Moritz Arndt 
die ersten Bände seines „Geist der Zeit". Im August 1806 wurde der 
Nürnberger Buchhändler Palm auf Napoleons Befehl erschossen, weil er 
sich weigerte, den Verfasser der in seinem Verlage erschienenen Schrift „Deutsch- 
land in seiner tiefsten Erniedrigung" zu nennen. 
Preußens Sturz. 
§ 69. Der Krieg im Jahre 1806. Als Friedrich Wilhelm III. im Beginn der 
Sommer des Jahres 1806 die Nachricht erhielt, daß Napoleon mit Eng- 8feIt"i^,t9= 
land über den Frieden unterhandle und ihm Hannover angeboten habe, 
kam er zu der Uberzeugung, daß der Kaiser entschlossen sei, Preußen zu 
vernichten, und setzte daher, um nicht überfallen zu werden, sein Heer auf 
den Kriegsfuß. Während er an Napoleon ein Ultimatum richtete, wurde
	        
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