§113.
Die Feldzüge im Januar 1871.
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§ 113. 3. Die Feldzüge im Januar 1871. Bei Beginn des
neuen Jahres hatten sich die französischen Heere im Norden, Westen und
Süden von Paris wieder gesammelt und die Lücken ihrer Bestände er-
gänzt. Da aus Paris die Nachricht einlief, daß sich die Stadt aus
eigener Kraft nicht befreien könne, mußte der Versuch gemacht werden,
dies durch einen gleichzeitigen Angriff der Generale Faid herbe von
Arras her, Chanzy von Le Mans und Bourbaki von Bonrges
her zu bewirken; zu gemeinsamem Vorgehen kam es jedoch nur im Norden
und Westen.
Zunächst beendete Prinz Friedrich Karl, der den Befehl erhielt,
Chanzy entgegenzutreten, nach einer Reihe kleinerer Gefechte den Feld-
zug auf dem südwestlichen Kriegsschauplatze durch die siegreiche Schlacht
bei Le Mans (10. bis 12. Januar). Im Norden war Faidherbes An- Se mans
griff schon am 3. Januar durch die Schlacht bei Bapaume (südlich von 10-"12-3<m'
Arras) zum Stehen gekommen. Am 19. Januar schlug General von
Goeben, der nach Mantenffels Abberufung den Oberbefehl übernommen
hatte, Faidherbe bei St.-Qnentin (an der Somme) entscheidend aufs st-!°Qucntin
Haupt. 19'3<muQr'
Inzwischen war Bourbaki auf Anordnung Gambettas nach Osten
abmarschiert, um vereint mit den Freischaren Garibaldis, der sich in
den Dienst der französischen Republik gestellt hatte, Belsort zu entsetzen, seifort.
Auf deutscher Seite stand ihm nur das Korps Werder gegenüber. So-
bald man aber über den Plan des Feindes Gewißheit erhalten hatte,
wurden das 2. und 7. Korps unter dem Oberbefehl Mantenffels ver-
einigt und dem Feind in den Rücken geschickt.
Vor dem Heranrücken überlegener Streitkräfte zog sich .Werder auf Ä5mPfe an
Belfort zurück; er lieferte unterwegs das Treffen bei Villersexel und ls'-itS.
schlug, nachdem er eine Stellung hinter der Lisaine (einem rechten
Nebenflusse des Donbs) bezogen hatte, in einer dreitägigen Schlacht
(15. bis 17. Januar) die Angriffe Bonrbakis zurück. In denselben Tagen
hatte Manteuffel aus schwierigen Wegen unter ungünstiger Witterung den
Übergang über das Gebirge in das Saönetal vollzogen. Als er hier
Nachricht von dem Verlaus der Schlacht an der Lisaine erhielt, beschloß
er, den Rückmarsch Bonrbakis durch sein Vorgehen nach dem Donbs unter-
halb Besancon zu durchschneiden. Bei dem Versuche, den Garibaldianern
Dijon zu entreißen, büßte das 61. Regiment in heldenmütigem Kampfe
eine seiner Fahnen ein; sie wurde vom Feinde unter Leichen aufgefunden
— das einzige Feldzeichen, das während des ganzen Krieges in die Hände
der Franzosen gefallen ist. Unter ungewöhnlichen Anstrengungen gelang Bourbans
es dem vereinten Andrängen der Truppen Werders und Mantenffels, den
Feind am 1. Februar in einer Stärke von 80000 Mann zum Übertritt i-Februar,
auf die Schweizer Grenze zu zwingen, wo er sofort entwaffnet wurde.
Es war der glänzende Abschluß eines dreiwöchigen Feldzuges. Am
16. Februar ergab sich Belfort nach ruhmvoller Verteidigung.