18 Frankreich im 17. Jahrhundert. § 8. 9.
Innere kleidete. Die Generalstände berief er niemals und wies die politischen
^rMmsse. Ansprüche der Parlamente zurück. In schweren Kämpfen warf er den
Adel nieder, obwohl die Königinmutter und der Bruder des Königs auf
dessen Seite standen, und schickte sogar nach dem Siege mehrere seiner
vornehmsten Mitglieder auf das Schafott. Eine Empörung der Huge-
notten im Bunde mit England gab ihm endlich Gelegenheit, ihnen ihre
festen Plätze, darunter La Rochelle, zu entreißen und ihre politische Sonder-
ftellung zu beseitigen; ihre Religionsfreiheit tastete er nicht an.
Auswärtige Gleichzeitig trat er in den Niederlanden, Italien und Deutschland der
fßerpitniHe.^a6§6urgi|^en entgegen. Mit Gustav Adolf schloß er einen
Snbsidienvertrag. Im Jahre 1635 begann er den großen Krieg gegen
Spanien, Er starb 1642, schon im nächsten Jahre auch der körperlich
schwächliche und geistig unbedeutende König.
Die eingeschlagene Politik setzte auch unter der Königin Anua, die
für den noch minderjährigen Ludwig XIV. die vormnndschaftliche Regierung
Mazarin jährte, erster Minister Mazarin fort, der, Italiener von Geburt, als
(1642-1661). ^erfbnIicpeit zwar hinter Richelieu an Bedeutung zurücktritt, aber wie
dieser einer der geschicktesten Diplomaten Frankreichs gewesen ist. Nach
Fronde, dem Westfälischen Frieden nötigte ihn der Aufstand der Fronde, in
der sich alle unzufriedenen Elemente zusammengefunden hatten, zur Flucht.
Es war dies der letzte Widerstand des französischen Adels gegen die Krone;
aber der Sieg der königlichen Truppen unter Tureuu e in einer Vorstadt
von Paris brachte Mazarin wieder zur Herrschaft. Er gewann im
Pyrenäischen Frieden (1659), der den vieruudzwanzigjährigen Krieg
gegen Spanien beendete, Artois für Frankreich; die Vermählung Lud-
wigs XIV. mit Maria Theresia, der ältesten Tochter Philipps IV.,
verschaffte den Bonrbonen einen Erbanspruch auf Spanien. Gegen das
Hans Habsburg richtete sich ein von ihm (1658) gegründeter Rhein¬
bund, der ans einer fest organisierten Vereinigung mehrerer westdeutscher
Fürsten bestand und wiederholt erneuert wurde.
Ludwig XIV. (1643 [1661]—1715).
Ludwig- § 9. Ludwig XIY. und seine Minister. Hatte bisher die Monarchie
re^erunq Repräsentanten gehabt, den König und den ersten Minister, so ver-
' einigte Ludwig XIV., obwohl erst dreiundzwanzigjährig, die Stellung des
Königs und die Gewalt des ersten Ministers in seiner Person. •
Ludwig besaß viele Eigenschaften eines großen Herrschers, zuverlässiges
Gedächtnis, klaren Verstand und festen Willen. Er gab nach Mazarins
Tode (1661) diesem Minister keinen Nachfolger, sondern widmete sich
persönlich den Staatsgeschäften. Mit seinen Ratgebern arbeitete er täglich
und, seitdem der Erfolg seine Schritte begleitete, mit wachsendem Eifer
und anhaltender Ausdauer; er erwarb sich dadurch auf vielen Gebieten
des politischen Lebens große Gewandtheit und Sicherheit. Ein glückliches
Talent bewährte er in der Wahl seiner Minister. Colbert, der an der