fochten so das Princip einer Quasilegitimität, dessen Aufrecht¬ 
haltung übrigens für die Dauer nicht möglich war. 
Obgleich der Sieg der Revolution und die Thron- 
Besteigung Ludwig Philipps das seit Napoleons Sturz 
bestehende Princip der Legitimität bis in seine Grundlagen 
erschüttert hatte, so waren doch die europäischen Mächte, die 
den Ausbruch eines Brandes in ihren eigenen Ländern zu 
fürchten hatten, bereit, die neue Regierung in Frankreich 
anzuerkennen, zumal dieselbe das Princip der Richtinterbention 
hervorhob und die Erhaltung der Verträge von 1815 ver¬ 
sicherte. Nur Rußland zögerte und hätte gern ein Bündniß 
gegen Frankreich zu Stande gebracht. Als sich Kaiser Nico- 
laus endlich zur Anerkennung bequemte, that er dies, indem 
er dem König der Franzosen den üblichen Titel eines 
„Bruders" versagte. 
Der neue Thron mußte sich bei der Unsicherheit seiner 
Stellung auf die Deputirtenkammer stützen, von welcher er 
errichtet worden. Diese war ihrer Mehrheit nach für eine 
beschränkte Monarchie, und auch diejenigen Mitglieder, welche 
der revolutionären Idee am meisten anhingen, waren durch 
Errichtung eines von demokratischen Institutionen umgebenen 
Thrones befriedigt. Aber über dessen Beschaffenheit, Be¬ 
fugnisse , sein Verhältniß zur Nation tauchten verschiedene 
Fractionen aus, die sich durch die ganze Julimonarchie hin- 
zogen. Dasselbe Schwanken zeigte sich auch in dem am 
11. August ernannten Ministerium, in dem alle vorhandenen 
Orleanistischen Parteien vertreten waren. An der Spitze des¬ 
selben stand der Siegelbewahrer und Justizminister Dupont 
de l'Eure, ein entschiedener Demokrat, wie Lasayette, der 
sich aber in Hoffnung aus demokratische Institutionen dem 
Julithrone angeschlossen hatte. Graf Mole, auf Erhaltung 
der inneren Ruhe und Frankreichs Stellung zum Auslande 
bedacht, hatte die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten 
erhalten; dieselbe Tendenz hatten die Generale Gerard und 
Sebastiani, von denen jener Kriegs-, dieser Marineminister 
ward. Die Doctrinaire waren durch Guizot und den Herzog 
von Broglie, welche das Ministerium des Innern und des 
öffentlichen Unterrichts verwalteten, vertreten. Die Finanzen 
hatte Baron Louis, Tallehrand's vertrauter Freund, über- 
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