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1831 von jeher eine lästige Beschränkung seiner monarchischen
Gewalt gesehen und sich nur mit Widerstreben zu dem frei-
sinnigen Wahlgesetz von 1848 verstanden. Ihm konnte nur
ein Zustand behagen, wie er unter dem Bundestag bis 1848
gewesen, wo die Fürsten im Innern ihrer Staaten fast un-
umschränkt waren und bei etwaigen Streitigkeiten tritt ihren
Landständen allezeit auf eine günstige Entscheidung des Bundes-
tages rechnen konnten. Im Februar 1850 entließ der Kur¬
fürst das freisinnige Ministerium (Eberhard) und berief den
Geheimrath Hassenpflug, einen entschiedenen Anhänger des
absolutistischen Systems, an die Spitze der Regierung. Nach-
i>em Hassenpflug zwei Ständeversammlungen, die seine Finanz-
Vorschläge verworfen, aufgelöst hatte, ordnete er, ohne sich um
die Zustimmung der Volksvertretung zu bekümmern, die Fort-
erhebung aller directen und indirecten Steuern an, und er¬
klärte , als er auf den Widerstand der Gerichts- und Ver-
waltungsbehörden stieß, das Land in Kriegszustand. Da auch
das Militär die Ausführung seiner Anordnungen weigerte,
so bewog er den Kurfürsten zur Flucht nach Frankfurt und
begleitete ihn selbst dahin, um die Hülfe des Bundestags in
Anspruch zu nehmen. Einstweilen wurde Wilhelmsbad Sitz
der Regierung. Der Bundestag gewährte unter dem 17.
September dem Kurfürsten Schutz. Da Kurhejsen noch dem
engeren Bundesstaate angehörte und Preußen, noch an seiner
Union haltend, die Berechtigung des Bundestages bestritt, so
protestirte Friedrich Wilhelm IV. gegen den Beschluß vom
17. September und ernannte den General Radowitz zum
Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Baiern und
Würtemberg hielten zu Oestreich, das sich selbst wieder auf
Rußland stützte. Aus einer Zusammenkunft des Kaisers von
Oestreich und der Könige von Baiern und Würtemberg zu
Bregenz(ll.Oct.) wurde die Vollziehung des Bundesbeschlusses
vom 17. September besprochen. Ein baierisch-östreichisches
Corps unter dem Fürsten von Thum und Taxis sollte in
Kurhessen einrücken. Radowitz hatte das preußische Corps in
Baden zurückberufen und durch ein Armeecorps unter General
von der Gröben die Militärstraße in Kurhessen besetzen lassen.
Die Baiern zogen in dieses Land ein, besetzten Hanau und
drangen aus der Straße nach Kassel vor, wo eine preußische