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kanische, der die gemachten Zugeständnisse nicht genügten. Da
nun Ferdinand II. ein dem Parlament eingeräumtes Recht,
die Verfassung zu reformiren, später zurücknahm, so fam es
am 15. Mai, wo die Kammern eröffnet werden sollten, zu
einem Kampfe, in dem die königlichen Schweizertruppen Sie-
ger blieben. Nun überließen sich Soldaten und Lazzaroni
dem Morden und Plündern. Ferdinand II. hielt sich an seine
Versprechungen nicht mehr gebunden und begann jetzt mit
mehr Härte und Willkür als vorher zu regieren. Das Hülfs-
corps, das unter Wilhelm Pepe dem König von Sardinien
zum Beistand nach Norditalien zog, erhielt Befehl zum Rück-
zug; aber Pepe weigerte sich und wandte sich mit 1500 Mann
nach Venedig, bei dessen Verteidigung er sich auszeichnete.
In Sicilien war indessen am 13. April der König von Neapel
von beiden Kammern einstimmig der sicilianischen Krone für
verlustig erklärt worden. England begünstigte eine Trennung
Siciliens von Neapel, der Frankreich entgegen war, um den
englischen Einfluß auf der Insel nicht vorwiegen zu lassen.
Während sich König Ferdinand nach den Siegen Radetzky's
den constitutionellen Institutionen immer feindseliger zeigte,
und die am 1. Juli eröffneten neapolitanischen Kammern bis
zum 3. November vertagte, wurde die Wiedereroberung Sici-
liens mit desto größerem Eifer betrieben. Eine Flotte mit
8000 Mann ging unter Filangieri, Fürsten von Satriano,
nach der Insel (6. September). Die Stadt Messina wurde von
der Flotte und der Citadelle, die im Besitz der Neapolitaner
geblieben war, Tag und Nacht bombardirt, wodurch der
schönste Theil der Stadt zu einem Schutthaufen wurde, dann
erstürmt und ausgeplündert. Die französischen und englischen
Kriegsschiffe nahmen die Flüchtigen auf, verhielten sich aber
sonst neutral. Auf Vermittelung der Admirale derselben kam
es zu einem Waffenstillstand. Während die Sicilianer in
Parteien gespalten waren, berief ihr Ministerium den Polen
Mieroslawski zum Oberbefehlshaber, und dieser warf sich nach
Catania. Als am 29. März 1849 der Waffenstillstand ab¬
gelaufen, griff Filangieri Catania an; die Neapolitaner wur-
den zurückgeschlagen, aber die nachrückenden Schweizer er-
stürmten nach verzweifeltem Widerstande die Stadt (6. April
1849). Nun zog Filangieri nach Palermo, wo die Macht-