Full text: Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) (Teil 3)

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Bataillone mit vollzähliger Corps-Artillerie unter den schwie- 
rigften Verhältnissen einen glänzenden Sieg errungen. Das 
ganze Corps Frossard war aufgelöst. Eine große Masse 
Proviant jeder Art, auch Champagner und Delicatessen, ein 
Zeltlager, ein Pontontrain u. s. w., und nahezu 1000 Ge¬ 
fangene fielen in die Hände der Sieger; hauptsächlich aber 
war es das moralische Gewicht der Niederlage, das auf die 
in Siegestaumel schwärmenden Franzosen den gewaltigsten 
niederschlagendsten Eindruck machte. Unser Gesammtverlust 
betrug 5000 Mann, unter ihnen General v. Francis, der 
der Franzosen 5—6000 Mann. 
5. Die Stimmung in Paris. 
Seit der Nachricht von dem angeblichen Siege der 
französischen Waffen bei Saarbrücken, wo Prinz Lulu 
durch eigenhändiges Abfeuern einer Mitrailleuse debutirt 
hatte, schwelgte Paris in einem an Wahnsinn grenzenden 
Siegestaumel. Die Heere der großen Nation sollten am 
15. August, am bekannten Napoleonstage, — es war ja nur 
ein Spaziergang. nach Berlin — in Preußens Hauptstadt 
sein! Freilich schon die ersten Tage des Krieges führten die 
Söhne Frankreichs und Afrikas nach Berlin, aber als — 
Gefangene. 
Die Regierung war indessen von der wahren Lage der 
Dinge besser unterrichtet, scheute sich aber, der Bevölkerung 
die nackte ungeschminkte Wahrheit mitzuteilen. Dennoch drang 
eine dunkele Kunde von dem Schlage bei Weißenburg, wenn 
auch nicht auf zuverlässigem Wege, in Paris ein und erregte 
unter den Massen. eine ängstliche Unruhe und dumpfe Gäh- 
rung. Vergebens suchte man das Volk dadurch zu beruhigen, 
daß man den Rückzug als wohlberechnete Maßregel darstellte, 
um den Feind „in die Schluchten der Vogesen zu l-ocken und 
dort zu vernichten." Am 3. August Abends brachten die 
Blätter eine Bekanntmachung, die, so ungenau und ungetreu 
sie auch war, doch eine Schlappe der französischen Armee
	        
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