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Bataillone mit vollzähliger Corps-Artillerie unter den schwie-
rigften Verhältnissen einen glänzenden Sieg errungen. Das
ganze Corps Frossard war aufgelöst. Eine große Masse
Proviant jeder Art, auch Champagner und Delicatessen, ein
Zeltlager, ein Pontontrain u. s. w., und nahezu 1000 Ge¬
fangene fielen in die Hände der Sieger; hauptsächlich aber
war es das moralische Gewicht der Niederlage, das auf die
in Siegestaumel schwärmenden Franzosen den gewaltigsten
niederschlagendsten Eindruck machte. Unser Gesammtverlust
betrug 5000 Mann, unter ihnen General v. Francis, der
der Franzosen 5—6000 Mann.
5. Die Stimmung in Paris.
Seit der Nachricht von dem angeblichen Siege der
französischen Waffen bei Saarbrücken, wo Prinz Lulu
durch eigenhändiges Abfeuern einer Mitrailleuse debutirt
hatte, schwelgte Paris in einem an Wahnsinn grenzenden
Siegestaumel. Die Heere der großen Nation sollten am
15. August, am bekannten Napoleonstage, — es war ja nur
ein Spaziergang. nach Berlin — in Preußens Hauptstadt
sein! Freilich schon die ersten Tage des Krieges führten die
Söhne Frankreichs und Afrikas nach Berlin, aber als —
Gefangene.
Die Regierung war indessen von der wahren Lage der
Dinge besser unterrichtet, scheute sich aber, der Bevölkerung
die nackte ungeschminkte Wahrheit mitzuteilen. Dennoch drang
eine dunkele Kunde von dem Schlage bei Weißenburg, wenn
auch nicht auf zuverlässigem Wege, in Paris ein und erregte
unter den Massen. eine ängstliche Unruhe und dumpfe Gäh-
rung. Vergebens suchte man das Volk dadurch zu beruhigen,
daß man den Rückzug als wohlberechnete Maßregel darstellte,
um den Feind „in die Schluchten der Vogesen zu l-ocken und
dort zu vernichten." Am 3. August Abends brachten die
Blätter eine Bekanntmachung, die, so ungenau und ungetreu
sie auch war, doch eine Schlappe der französischen Armee