Full text: Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) (Teil 3)

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denn einst unterzeichnete: „Louis Philippe Egalite, durch Ge- 
burt französischer Prinz zu seinem Unglück, aber Jacobiner 
bis zu den Fußzehen." Er hatte bedeutenden Antheil an den 
Schlachten der Republik bei Valmy und bei Jemappes, ward 
aber beim Beginn der Schreckensherrschaft in Dumouriez's 
Schicksal verwickelt, und floh auf östreichisches Gebiet. Sodann 
begab er sich in die Schweiz, wo er als Lehrer der Mathe- 
matik an einem Privatinstitute zu Reichenau angestellt ward. 
Als die Stürme der Revolution auch dieses Land erreichten, 
hielt er sich hier nicht mehr für sicher, gab seine Stelle auf 
und bereiste Dänemark, Schweden und Norwegen. Im Jahre 
1796 schiffte er sich nach Nordamerika ein, dessen Institutionen 
er kennen lernte, und lebte seit 1800 in England, das ihm 
2000 Pfund Jahrgelder bewilligte. Nach dem Tode seiner 
jüngeren Brüder ging er nach Sicilien, vermählte sich 1809 
zu Palermo mit Maria Amalia, Tochter Ferdinands von 
Sicilien, und schwur „Treue dem legitimen Souverän und 
Haß dem revolutionären Wahnsinn." Nach der Restauration 
kehrte er nach Frankreich zurück, wo er als königlicher Prinz 
den Rang eines Generals erhielt und wieder in den Besitz 
seiner väterlichen Güter kam. Da er sich vom Gelüsten nach 
der Krone fern zu halten wußte, fand er bei Hofe Aufnahme, 
ohne daß ihm der König, der ihm sogar den Titel „königliche 
Hoheit" verweigerte, oder die Herzogin von Angouleme volles 
Vertrauen schenkten. *) Louis Philipp sah irrt Palais Royal 
die vornehmsten Künstler, Dichter und Industriellen von Paris 
bei sich, wußte seinem Leben einen gewissen bürgerlichen An- 
strich zu geben und ließ seine Söhne in den öffentlichen Schu- 
len erziehen. Während er auf seinem Landgute Neuilly nur 
den wirtschaftlichen Sorgen für seine Güter zu leben schien, 
unterhielt er im Geheimen Verbindungen mit der liberalen 
Partei und ließ seinen Namen zum Hoffnungsanker der Un- 
zufriedenen werden. Bei der Krönung Karls X. rief er mit 
*) Als einst die Herzogin von Berry den König bat, ihr ein Ka- 
briolet zu geben, wie es der Herzog von Orleans habe, widerrieth ihr 
der König ein so gefährliches Fahrzeug, und auf die Entgegnung der 
Berry, daß es auch für den Herzog gefährlich fei, sagte er, ob dieser den 
Hals breche, sei ihm ziemlich gleichgültig.
	        
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