Einleitung.
Die Urgeschichte der Menschheit.
(Im allgemeinen beschränkt auf Mitteleuropa.)
I. Die ältere Steinzeit spaläolithische Zeit).
Die ältesten zweifelsfreien Spuren menschlichen Daseins lassen sich in Mittel-
europa zurückverfolgen bis in die Große Eiszeit. Es gab nämlich einen Abschnitt
der Erdgeschichte, in dem die Alpen sowie die Gebirge Skandinaviens viel mehr
vergletschert waren und diese Gletscher bedeutend weiter in das umliegende
Gebiet sich erstreckten als heutzutage. Die Südgrenze des skandinavischen Eises
reichte damals bls'an den Nordrand der deutschen Mittelgebirge, sodann bis zu
den Karpathen und zum Ural- die Alpengletscher drangen nordwärts stellenweise
bis an den Jura und die Donau vor. Zeugen dieser Vergletscherung finden wir
in den gewaltigen Geröllablagerungen (Moränenschutt), den Gletscherschliffen,
den erratischen (Findlings- oder Wander-) Blöcken, den Relikten- oder Moränen-
seen1) u. dgl. Strenggenommen müssen sogar mehrere Eiszeiten
angenommen werden — mindestens drei —, die durch wärmere Zwischeneiszeiten
getrennt waren.
~ Während der letzteren bedeckten üppige Wälder von Laub- und Nadelhölzern
das Land. In ihnen tummelten sich Scharen größerer Pflanzenfresser, darunter
der riesige Urelesant, das hochbeinige Nashorns das phantastisch gestaltete Ein-
Horn (in der Form dem Pferde ähnlich, aber von der Größe des Elefanten und
mit einem Horn mitten auf der Stinte), der mächtige Wisent oder Urochs, der
Riesenhirsch-) und unsere jetzigen Waldtiere. Ihnen stellten gewaltige Raub-
t) Unter „Moränen" versteht man die Schuttmassen, die von den Gletschern
(Eisströmen) zu Tal getragen werden und an den Rändern derselben oder beim Ab-
schmelzen der Gletscher an ihrer Stelle liegen bleiben. „Gletscherschliffe" (Gletscher-
marken) entstehen dadurch, daß sich die in den Gletscher eingefrorenen Gesteinsmassen
bei ihrer Fortbewegung an oder auf dem unbeweglichen Felsgrund reiben. Die
„erratischen" Blöcke wurden durch die Gletscher aus ihrem Ursprungsgebiet oft in
weit entfernte Gegenden getragen; so finden sich Blöcke skandinavischer Herkunft
in der Nähe Berlins und solche aus den Jnneralpen in der Nähe Münchens. Die
„Relikten"- oder „Moränenseen" sind beim Rückgang der Gletscher in den Moränen-
landschaften zurückgeblieben.
2) Ein durch seine breiten Schaufeln auffallendes Skelett des Riesenhirsches
findet sich im Münchener paläontologischen Museum. Daselbst zeigt man auch ein
bei Kraiburg a. Inn gefundenes vortrefflich erhaltenes Skelett des sibirischen
Nashorns.