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Die Römer.
Latinische Ebene, Apnlien, die Gefilde um den Tarentiner Meerbusen
und vor allem Sicilien.
In der ältesten Zeit lieferte Italien vor allem Holz und sonstige Waldprodukte,
dann, besonders für die Griechen, Getreide und Bich, sehr früh auch schon Wein
und Öl (Olivenöl). Noch in der ersten Kaiserzeit war Sicilien eine der Korn-
kammern Italiens, während damals auf der eigentlichen Halbinsel die Groß-
grundbesitzer die Viehzucht dem Ackerbau vorzogen. Im 1. Jahrh. v. Chr. drangen
aus dem Osten die Edelkirfche, die Pflaume, die Walnuß, die Edelkastanie u. a.
Obstsorten ein. Die Araber des Mittelalters brachten den Reis, den Maulbeer-
bäum (die S e i d e n z u ch t). die Baumwolle, das Zuckerrohr, die Zitrone u. a.
Südfrüchte gleichfalls aus Asien. Vom 16. Jahrh. an kamen Mais, Kartoffeln
und Tabak aus Amerika, noch später die Orangen aus China. — An sonstigen
Bodenschätzen ist Italien verhältnismäßig arm: Eisen fand sich in Etrurien und
auf der Insel Elba, Ton und Kupfer gleichfalls in Etntrien (daher die etruskische
Vasen- und Bronzeindustrie), feiner, weißer Marmor bei Luna (unweit des
heutigen Carrara) und Schwefel in Sicilien.
d) Der Einfluß der natürlichen Verhältnisse auf die Bevölkerung.
Die natürlichen Verhältnisse des Landes wiesen die Bewohner vor
allem auf die Landwirtschaft. Dlefe erweckte die Liebe zur heimatlichen
Erde, den Sinn für Ordnung und geregelte Verwaltung sowie die Ehrfurcht
zor der Obrigkeit und ihren gesetzlichen Vertretern, den Beamten. Dabei
waren die alten Jtaliker als echte Bauern hauptsächlich auf das P r a k -
tische bedacht, und weil der Ackerbau die auf ihn verwendete Mühe auch
reichlich lohnte, blieb man lange Zeit selbstzufrieden und gegen
alles Neue vorsichtig, ja sogar mißtrauische). Für Kunst, Wissenschaft,
Literatur u. dgl. hatten die Jtaliker ursprünglich wenig Sinn. Die Kunst
der älteren Zeit beschränkte sich auf die Herstellung nüchterner Nutzgegen-
stände, bes. Nutzbauten; in der Dichtung liebte man das Ländlich-Derbe.
Auf künstlerischem und wissenschaftlichem Gebiete blieben die Großgriechen
in Italien lange Zeit nicht bloß die Lehrmeister sondern auch fast die alleinigen
Vertreter. Selbst in der Kaiserzeit war der Anteil der geborenen Jtaliker
an den geistigen Bestrebungen gegenüber dem der Hellenen recht bescheiden.
Zu dieser langsamen Entwicklung trug außer dem bäuerlichen Charakter
der Bevölkerung noch der Umstand bei, daß die geringe Aufgeschlossenheit der
Küste die Binnenbewohner wenig zur Schiffahrt einlud und die vorhandenen
ernten Häfen größtenteils an der Westküste, also von dem fortgeschritteneren
Osten abgewendet lagen. Da überdies die Westseite auch die breiteren Ebenen,
die größeren Flüsse, die reichlicheren Naturerzeugnisse sowie die nennenswerten
größeren Inseln in günstiger Entfernung aufzuweisen hatte, waren hier die Voraus-
setznngen für eine bedeutendere Staatenbilduug gegeben.
Die Bezeichnung „rerum novarum studiosus" galt nicht als Schmeichelei;
vgl. damit die auch in späterer Zeit (Apostelgesch. 17. 20 ff.) beibehaltene Gewohnheit
der Athener, auf den Markt zu gehen. um ..etwas Neues" zu erfahren.