Die Chinesen.
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und Ortsbestimmung. Dagegen standen das Unterrichts- und Erziehungs-
Wesen sowie die Volksbildung von jeher sehr hoch.
Sprache und Schrift der Chinesen sind für Europäer schwer zu erlernen.
Die Sprache setzt sich aus einsilbigen Wörtern zusammen, die oft nur durch die
Betonung unterschieden werden können. Die Erfindung der Schrift geht in
die sagenhafte Vorzeit zurück. Anfangs war sie, wie die ursprüngliche babylonische
und ägyptische, eine reine B i l d e r s ch r i f t, d. h. man drückte den Begriff
eines Dinges durch dessen Villaus. Bald entwickelten sich jedoch die Bildzeichen
zu Lautzeichen, deren es an die 24000 gibt, von denen allerdings nur etwa' 150]
wichtig sind. Die chinesischen Schriftwerke sind ungemein zahlreich und die
Dichtkunst erscheint hochentwickelt. Doch ist unser Verständnis für die oft-
asiatische Literatur erst im Entstehen begriffen.
Religion und Staatsverfassung.
Als Begründer ihrer Religion und Staatsordnung verehren die um
Chinesen den Weisen Konfuzius (Kon-fu-tse), der die alten Lehren und 500
Überlieferungen sammelte und in den „Heiligen Büchern" niederlegte. v.Chr.
Soweit diese die Religion behandeln, empfehlen sie gute Sitten, Ver-
ehrung der Eltern und Vorfahren sowie Gehorsam gegen die Obrigkeit;
von einem höheren Wesen göttlicher Art dagegen geben sie nur dürftige um
Vorstellungen. In ziemlich früher Zeit ist auch der Buddhismus aus 70
Indien in China eingedrungen und hat sich weit verbreitet; ihm verdankt v.Chr.
man die Errichtung der chinesischen Tempel und Glockentürme (Pagoden). -
Auf die Religion baut sich auch die Staats form auf. Der mit unumschränkter
Gewalt ausgerüstete, als . „Sohn des Himmels" verehrte Kaiser gilt
als der Stellvertreter Gottes auf Erden, hat die Gesetze aufrecht zu erhalten
sowie Recht und Ordnung zu schirmen. In seinem Namen wird die
Regierung von einem in 9 Rangstufen geteilten Gelehrtenstand, den
Mandarinen, ausgeübt.
Geschichte.
Die geschichtliche Zeit beginnt mit Yü dem Großen'), der im „Reiche um
der Mitte" die Erbmonarchie einführte. In den letzten vor-und ersten nach- 2000
christlichen Jahrhunderten erreichte China einen Höhepunkt seiner Macht. v.Chr.
Chinesische Heere drangen bis zum Kaspischen Meere vor; Verbindungen 95
mit Indien wurden angeknüpft, wodurch der Buddhismus nach China n.Chr.
gelangte. In jener Zeit reichten die Grenzen Chinas soweit nach Westen,
die des Römerreiches soweit nach Osten, daß Chinesen und Römer mit-
einander in Berührung traten; so kam z. B. eine Gesandtschaft des Kaisers
Marc Aurel nach China. Im 4. und 5. Jahrh., also um die Zeit der 166
Völkerwanderung, hatte auch das Chinesische Reich unter den Einfällen
nordischer Barbaren viel zu leiden. ,
!) Zeitgenosse des altbabylonischen Königs und Gesetzgebers H a m m n r a b i.
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