Rudolf von Habsburg.
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tiges großslavisches Reich schaffen, das Nord- und Südflaven zusammen-
faßte und eben deshalb den deutschen Fürsten gefährlich erschien. Darum
beschlossen sie auf einem Reichstag zu Nürnberg, König Rudolf solle 1274
„alles seit 1245 verloren gegangene Reichsgut wieder in Besitz nehmen".
Ottokar, gegen den dieser Beschluß in erster Linie gerichtet war, fügte sich
nach einigem Widerstande und gab die Neuerwerbungen heraus. Als
er indes bald darauf abermals die Waffen erhob, verlor er auf dem March- 1278
selb (bei Dürnkrut unweit Wien) Sieg und Leben1). Rudolf ordnete
nun die Verhältnisse in der Weise, daß er Ottokars Sohn Wenzel II. im
Besitze Böhmens und Mährens beließ, Österreich, Steiermark und Krain 1282
mit Zustimmung der Kurfürsten seinen Söhnen A l b r e ch t und Rudolf,
Kärnten seinem Waffengenossen Meinhard von Görz-Tirol übertrug.
So legte König Rudolf den Grund zur Habsburgischen Hausmacht. Eine
Doppelheirat (zwischen Wenzel II. und einer Tochter Rudolfs einerseits,
zwischen Rudolfs gleichnamigem Sohne und der Schwester Wenzels
anderseits) befestigte den Frieden und eröffnete den Habsburgern zugleich
Erbaussichten auf Böhmens und Mähren.
3. Innere Politik. Ein großes Verdienst erwarb sich König Rudolf
um die Sicherung des Landfriedens. Besonders in Thüringen und am
Rhein brach er zahlreiche Raubburgen und ließ viele Raubritter hinrichten.
So sehr dies nun den Städten zugute kam, erregte Rudolf anderseits
auch wieder Mißstimmung bei den Bürgern, weil er ihnen eine besondere
Vermögenssteuer, den dreißigsten Pfennig (3V3°/0 des Vermögens)
auferlegen wollte. Die dadurch hervorgerufene Unzufriedenheit benutzten
verschiedene Betrüger, um sich für den „verschollenen" Kaiser Friedrich (II.)
auszugeben und Aufstände^) zu erregen. — Wenig Glück hatte der
König mit dem Bestreben, das nach dem Untergang der Hohenstaufen
verfallene Herzogtum Schwaben wiederherzustellen und an sein Haus
zu bringen; die meisten territorialen Herrschaften in Schwaben, wie die
Grafen von Württemberg, die Markgrafen von Baden, viele Städte,
Ritter u. dgl. behaupteten ihre Reichsunmittelbarkeit.
Nach einem tatenreichen Leben starb Rudolf hochbetagt in Speyer
und wurde int dortigen Dome neben Philipp von Schwaben beigesetzt
(vgl. Kerners Gedicht „Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe").
x) Vg. Grillparzers Drama „König Ottokars Glück und Ende".
2) Um den jungen Böhmenkönig noch fester an sein Haus zu fesseln, sprach ihm
Rudolf (zu Erfurt) auch die zwischen Bayern und Böhmen strittige (siebente) Kurstimme
endgültig zu.
3) Ein solcher „falscher Friedrich", Dietrich Holzschuh (Tile Kolup), fand z. B. in
den rheinischen Städten großen Zulauf, wurde aber von König Rudolf als Betrüger
und Ketzer verbrannt.