Alamannen, Thüringer, Sachsen, Friesen, Franken.
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den Angeln unter dem Namen Angelsachsen über die Nordsee nach Bri- 449
tannien, um den dortigen Bewohnern gegen die räuberischen Pikten und
Skoten Hilfe zu bringen. Durch nachfolgende Landsleute verstärkt, blieben
sie dann in Britannien und errichteten mehrere kleinere Reiche, die im
Laufe des 9. Jahrh. zu einem Gesamtreich A n g l i a (England) der-
einigt wurden. Dessen erster König war Egbert (um 830).
Die keltischen Briten suchten die Eindringlinge abzuwehren, angeblich
unter Führung des sagenhaften Königs A r t u s J). Als sie schließlich der ger-
manischen Übermacht erlagen, zogen sie sich nach Wales und Cornwallis zurück;
von dort aus wanderte später ein Teil über das Meer nach Irland, ein anderer
Teil nach der nächsten gallischen Halbinsel, die dann von ihren neuen Bewohnern
den Namen (Bretagne) erhielt.
4. Die Friesen besetzten die Küsten südwestlich bis über die Rhein-
Mündungen hinaus, nordöstlich bis an die Weser; später besiedelten sie
die Gestade zu beiden Seiten der unteren Elbe nebst den vorgelagerten
Inseln.
5. Die Franken traten zunächst in zwei Verbänden auf: die sali-
s ch e n oder Meerfranken drangen in Gallien südwärts bis zur Somme
vor, die ripuarischen oder Uferfranken südwestwärts bis zur mitt-
leren und oberen Maas. Eine Zeitlang standen die einzelnen Stämme
beider Gruppen unter verschiedenen Königen, von denen die salischen
Merovinger mit dem Sitze in Tournay (Doornik) allmählich die bedeutend-
sten wurden. Um dieselbe Zeit nun, als der Ostgotenkönig Theoderich d. Gr.
den friedlichen Zusammenschluß der germanischen Staaten plante, legte
der Merovinger
Chlodwig (481—511) den Grund zu einem Reiche, das allmählich,
allerdings mit Waffengewalt, wenigstens den größten Teil der Westgermanen,
vereinigte. Ebenso klug und tatkräftig als hart und rücksichtslos, griff er
zunächst den Rest des Römischen Reiches an, der sich seit 476 in Gallien
noch erhalten hatte, schlug den römischen Statthalter Syagrius bei S o i s - 486
sons und gewann somit das Land bis zur Loire. Hierauf half er den
ripuarischen Franken gegen die Alamannen, besiegte diese zweimal um 496
die Wende des 5. zum 6. Jahrh. und entriß ihnen die Gebiete am Main (506)
sowie zu beiden Seiten des Rheins (nördlich von Straßburg), die er dann
mit fränkischen Ansiedlern besetzte. Von höchster Bedeutung für die poli-
tischen Pläne Chlodwigs war sein Übertritt zum Katholizismus, den er 496
während der schweren Alamannenkämpfe angeblich infolge eines Gelübdes
vollzogt). Dadurch erleichterte der König die Verschmelzung seiner Franken
1) Diese Kämpfe bilden den Kern der Sage von „Artus und seiner Tafelrunde".
2) Bischof Remigius von Reims soll am Weihnachtsfest 496 die Taufe mit den
Worten vorgenommen haben: „Mitis depone colla, Sigamberl adora, quod incendisti;
incende, quod adorasti 1" (Gregor von Tours II, 31). Vom Papste erhielt Chlodwig