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Nachbarn zusammen. Die kamen mit Knütteln, Dreschflegeln,
Gabeln, Hacken und Sensen gelaufen und schlugen auf den
Bären los, was das Zeug halten wollte. Braun stemmte sich
gewaltig gegen den Stamm. Endlich wurde er durch einen
Ruck frei, doch ein Stück Fell vom Kopfe blieb im Spalte
sitzen. Blutend lief er davon. Die Bauern liefen ihm nach
und warfen ihn mit Steinen. Nur mit Mühe rettete er sich in
den nahen Wald. Dort legte er sich an eine frische Quelle
und kühlte seine Wunden. Am andern Morgen ging er unter
großen Schmerzen zum Könige auf das Fest.
Als der König den Bären in seinem Elende sah, rief er:
„Mein guter Braun, was hast du gemacht?" Und Braun
antwortete kläglich: „Reineke hat mich schändlich angeführt!"
Des Königs Augen funkelten vor Zorn, und er schrie laut:
„Nun soll die Strafe viel größer werden!"
3. Der Königsbote Hinze.
Ein zweiter Bote wurde abgeschickt. Nobel gebot dem
Kater, Reineke zu holen. Hinze gehorchte und sagte: „Euer
Wille geschehe!"
Reineke lag vor seinem Hause im warmen Sonnenscheine.
Da kam Hinze und grüßte ihn freundlich. Der Fuchs tat
ebenso. Hinze aber sprach sehr ernst: „Der König hat mich
geschickt, dich zu rufen. Heute noch sollst du zu ihm kommen.
Wirst du aber nicht folgen, so sollst du sterben!" Rotfuchs
hörte still zu und dachte: Könnte ich dich nur auch anführen
wie den Bären!
Dann sprach er: „Lieber Hinze, wir können nicht gleich
fortgehen. Du mußt erst etwas essen und dich ein wenig
ausruhen." Hinze aber meinte: „Es ist besser, wir gehen
gleich, denn der König ist sehr böse." — „Nein," sagte der
Fuchs, „laß uns bleiben bis morgen! In der Nacht ist das
Reisen gefährlich." Da fürchtete sich der Kater und blieb. Bald
bekam er Hunger und bat den Fuchs um Speise. Dieser aber hatte
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