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allein der Kampf dauerte fort. Wenn auch die Spanier unter 
Spinola's Führung zu Lande überlegen blieben (Belagerung 
von Ostende 1601—3), so fand doch Moritz stets neue Mittel 
der Verteidigung; die Entscheidung aber erfolgte zur See. Nach¬ 
dem 1602 die ostindische Compagnie gestiftet war, wurde 
bald Batavia auf Java Mittelpunkt eines reichen, meist den 
Portugiesen entrissenen Kolonial-Gebietes (Molukken, Sunda- 
Inseln, Ceylon). Die Zerstörung der spanischen Flotte bei Gibral¬ 
tar durch Jakob van Heemskerk 1607 hatte 1609 den Ab- 
schlufs eines Waffenstillstands auf 12 Jahre zur Folge. 
Von hier an datirt sich die Selbständigkeit der Niederlande. 
Durch diesen von Erfolg gekrönten Kampf für die heilig¬ 
sten Güter war 1) das Fortbestehen der evangelischen Kirchen 
gesichert, welche alle beim Unterliegen der Niederlande bedroht 
gewesen wären, 2) Spaniens Uebermacht in Europa geschwächt 
und ein neuer Staat mit freiem Ordnungen gegründet, defsen 
materielle und geistige Entwicklung ein zur Nacheiferung an¬ 
regendes Muster wurde (s. § 49). 
Frankreich. 
§ 26. Frankreichs Ansehen wuchs unter Franz I (1515—47) 
durch die wiederholten Kämpfe gegen die liabsburgische Macht, 
welche Frankreich auf 3 Seiten bedrohte. Die königliche Macht 
stieg durch Einziehung grofser Lehen; an den Glanz des Hof¬ 
lebens knüpfte sich die Förderung von Kunst und Wissenschaft. 
(Der Satiriker Kabelais, f 1553, der florentinische Goldarbeiter 
Benvenuto Cellini, + 1572, P. Konsard, der Nachahmer der 
römischen Dichter, f 1585. Wissenschaftliche Gröfsen des 16. 
Jahrh.: der Jurist Cujacius, f 1590, der Geschichtschreiber 
Thuanus [de Thou], f 1617, die Philologen H. Stephanus, 
f 1598, Jos. Scaliger, f 1609, Js. Casaubonus, Sahnasius.) 
Die Reformation wurde im Ausland unterstützt, im Inland ver¬ 
folgt. 
Heinrich II (1547—59) gewann die lothringischen Bis¬ 
tümer (§ 18) und Calais; nach seinem plötzlichen Tode an einer 
im Turnier erhaltenen Wunde begann eine Zeit zerrüttender 
innerer Kriege. Der kirchliche Zwiespalt zwischen den zahlreich 
gewordenen Calvinisten (Hugenotten) und den Anhängern 
der alten Kirche verflocht sich mit der Feindschaft der politi¬ 
schen Parteien. Gegenüber den Guisen (Nebenlinie der Her¬ 
zöge von Lothringen), welche sich, gestützt auf die Katholiken, 
auf den Thron erheben wollten, waren die Bourbons, durch 
Abstammung von Ludwig d. Heil, erbberechtigt nach dem Aus¬ 
sterben des Hauses Valois, Häupter der Hugenotten. Katha¬ 
rina von Medici, Wittwe Heinrichs II, wollte, dafs während
	        
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