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ständen in Stockholm. Auch gegen den König hegten sie Ver¬ 
dacht und trafen Vorkehrungen der Sicherheit. 
Jetzt war die größte Eile nöthig, sollte der Plan nicht 
vereitelt werden. Der König bestimmte deshalb den 19. Au¬ 
gust 1772 zur Ausführung. Am Abende zuvor wohnte er 
noch mit der größten Ruhe und Heiterkeit — so wenigstens 
schien cs — der Oper bei. Am Morgen darauf begab er sich 
nach einem Spazierritte auf's Schloß in den Reichsrath, wo 
er absichtlich einen heftigen Wortwechsel mit einigen Reichs- 
räthen veranlaßte. Im höchsten Unwillen verließ er ihn und 
ritt nach dem Zeughause, wo die Garde zur Parade stand. 
Sogleich versammelten sich die ihm ergebenen Offiziere um ihn 
und begleiteten ihn nach dem Schlosse zurück, wo eben die 
Wache wechselte, und sowohl die abziehende, als auch aufzie¬ 
hende anwesend war. Der König versammelte in der Wacht- 
stube die Offiziere um fich, eröffnete ihnen seinen Plan und 
forderte sie zur Unterstützung auf. Alle schwuren ihm Bei¬ 
stand; nur die drei Aeltesten verweigerten ihn. Es wurde 
ihnen sogleich der Degen abgenommen. Alle andern aber 
banden sich um den linken Arm ein weißes Tuch, als Zeichen, 
an welchem sie sich einander als Freunde erkennen wollten. 
Hierauf ließ er die Zugänge zu dem Versammlungssaale des 
Reichsrathes besetzen und eilte nach der Parade zurück, wo er 
durch eine kräftige Rede auch das Artillerieregiment nebst den 
übrigen Truppen, die sonst gewohnt waren, nur die Befehle 
des Reichsrathes zu befolgen, für sich gewann. Es entstand 
ein allgemeines freudiges Zujauchzen, das von dem Volke mit 
Begeisterung wiederholt wurde. Dann ritt der König mit 
bloßem Degen durch die Straßen und versicherte freundlich, 
er habe nur die Absicht, das Vaterland zu retten. Von allen 
Seiten strömten ihm die Scharen des Volkes jauchzend und 
frohlockend nach. Gleich am anderen Tage leistete ihm der 
Magistrat unter dem allgemeinen Zurufe des Volkes den Eid 
der Treue. Dann ging er, nachdem er den Schloßhof mit
	        
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