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Mit der Absicht Adelheids Hand und somit Italien zu ge¬
winnen, zog er im Septbr. 951 über die Alpen, vermählte sich
in Pavia mit Adelheid (seine erste Gemahlin, die angelsächsische
Edgitha, war 946 .gestorben) und gewann die Herrschaft von
Oberitalien, musste aber seine Pläne auf Rom noch unver-
wirklicht lassen. Hier übte seit dem Verfall der Kaisermacht
dem Namen nach der Papst, tatsächlich eine Anzahl römischer
Adelsfamilien, die Herrschaft (die Parteien der Theodora und
Marozia). Daraus ward eine Tyrannis, als Alberich, Sohn
der Römerin Marozia und des Markgr. von Camerino sich unter
dem Titel princeps et senator omnium Romanorum 932 der
unumschränkten Herrschaft bemächtigte, die er mit kräftiger
Hand zu führen wusste; an seinem Widerstande scheinen da¬
mals Ottos Absichten auf die Kaiserkrone gescheitert zu sein.
Nach seinem Tode (954) bestieg sein Sohn Octavian als Jo¬
hann XII. den päpstlichen Stuhl.
§ 80. 2. Nach Ottos Rückkehr unterwarf sich Berengar
dem zu seiner Bekämpfung zurückgelassenen Konrad von
Lothringen, begab sich nach Deutschland und wurde, nachdem
er zu Augsburg den Lehnseid geleistet, als König von Lom-
bardien anerkannt, nachdem jedoch die Marken Verona und
Aquileia (Friaul § 59) davon getrennt und dem Herzog Heinrich
von Baiern übergeben waren. Aquileia und Istrien blieben
später in Verbindung mit dem Herzogtum Kärnthen.
Diese Bevorzugung des auch sonst im Rate des Königs
gebietenden, von stolzem Hochmut erfüllten Heinrich, wie die
zweite Vermählung des Königs hatte wieder so reichen Zünd¬
stoff der Unzufriedenheit bei den grofsen Vassallen und nächsten
Verwandten des Königs erzeugt, dass abermals eine gefährliche
und weitverzweigte Verschwörung, deren Ziel der Sturz
Heinrichs war, entstand (an der Spitze Ottos Sohn Liudolf,
sein Schwiegersohn Konrad, der Erzb. von Mainz mit vielem
Anhang in Sachsen, Franken und Baiern) und einen erbitterten
Bürgerkrieg (953 — 954) erzeugte. Ottos überlegener Geist
obsiegte auch diesmal; auf dem Reichstag zu Arnstadt erfolgte
954 die Aussöhnung, doch kam Lothringen nun unter die Ver¬
waltung Bruns (s. o.), welcher die Oberleitung auch nach der
Trennung des Landes in die zwei Herzogtümer von Ober- und
Niederlothringen behielt (Brun f 965), Schwaben erhielt Burkhard,
der Schwiegersohn Heinrichs des Baiern, Gemahl der schönen
und hochgebildeten Hedwig, der Tochter Heinrichs von Baiern,
welche nach dem Tode ihres Gemahls 973 Schwaben mit männ¬
licher Festigkeit beherrschte [Scheffels Roman ' Ekkehard
Ottos Sohn Wilhelm wurde Erzb. von Mainz. — Der Bürger¬
krieg hatte die Ungarn wieder ins Reich gelockt, Otto schlug
sie 10. Aug. 955 vernichtend mit dem Aufgebot sämmtlicher
Stämme in der Schlacht auf dem Lechfelde bei Augsburg
(Konrads von Lothr. Heldentod), verscheuchte sie dadurch für