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die interessanteste Frau gefunden": ein Urteil des Mannes, der zuvor
die Königin bei jeder Gelegenheit verhöhnte, sie als ränkevoll schilderte
und lächerlich machte, zum Beweise, daß sie etwas besaß, und daß etwas
in ihr lag, was auch Feinde versöhnen und gewinnen konnte.
Alle, die den König in diesen verhängnisvollen Tagen beobachteten,
stimmen darin überein, daß er nicht aus seiner Fassung gekommen sei.
Der nächsten Umgebung des französischen Kaisers war dieses Verhalten
des Königs von Preußen so befremdend und auffallend, daß sie
äußerten: „Er benimmt sich, als wenn er Sieger und wir die Besiegten
wären." Die so urteilten, wußten freilich nicht, daß es eine stille Größe
der Seele giebt, die mächtiger ist als das Glück, wenn es hebt, und
das Unglück, wenn es stürzt. In beidem, da wo der König besiegt
in Tilsit und wo er siegreich in Paris weilte, war und blieb er der¬
selbe; seine Grundsätze waren stärker und fester als die Erscheinungen
der Zeit. Eylert.
115. Sandwirt Hofer.
1. Zu Mantua in Banden
Der treue Hofer war,
In Mantua zum Tode
Führt ihn der Feinde Schar.
Es blutete der Brüder Herz,
Ganz Deutschland, ach, in Schmach und Schmerz!
Mit ihm das Land Tirol.
2. Die Hände auf dem Rücken
Andreas Hofer ging
Mit ruhig festen Schritten,
Ihm schien der Tod gering,
Der Tod, den er so manches Mal
Vom Jselberg geschickt ins Thal
Im Heilgen Land Tirol.
3. Doch als aus Kerkergittern
Im festen Mantua
Die treuen Waffenbrüder
Die Händ er strecken sah,
Da rief er aus: „Gott sei mit euch,
Mit dem verratnen Deutschen Reich
Und mit dem Land Tirol!"
B. Y. R.
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